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Als TNA Wrestling Ende 2006 Kurt Angle verpflichtete, war dem langjährigen Liga-Herzstück AJ Styles die ehrliche Freude anzumerken, sich fortan mit einem der besten seiner Zunft messen zu können. Die Beziehung, die der olympische Held und der Phenomenal One über die Jahre pflegten, war jedoch sehr wechselhaft. Mal waren sie Stable-Gefährten, mal bekämpften sie sich im Streit um Karen Angle und später der Front-Line--Main-Event-Mafia-Fehde bis aufs Blut. Es dauerte jedoch drei Jahre, bis die beiden sich zum ersten Mal Mann gegen Mann um den World Title der Liga gegenüberstanden. Und auch die Geschichte dahinter war recht wechselvoll.
Sie begann im Spätsommer 2009: Angle war World Champion und Anführer der Main Event Mafia, Styles versuche in einer Matchserie gegen Matt Morgan eine Titelgelegenheit bei Hard Justice zu erwerben. Styles verlor sie, der Höhepunkt einer Serie von Rückschlägen, die den Phänomenalen so frustrierten, dass sie ihn zum Äußersten trieben. Styles trat bei Impact vor die Kameras und kündigte seinen Rücktritt vom Pro Wrestling an. Er wollte es zumindest, ehe der von der Main Event Mafia abtrünnige Altmeister Sting auf den Plan trat und Styles überzeugte, nicht die Flinte ins Korn zu werfen, sondern nun umso härter zu arbeiten, um sich seinen Traum, wieder World Champion zu werden, zu erfüllen.
Und die Chance, ihn zu ergreifen, sollte schneller kommen, als gedacht: In einem Acht-Mann-Turnier zwei Wochen später, in dem zwei Plätze für ein World Title Match bei No Surrender zu vergeben waren, gewann Styles mit Siegen über Chris Sabin und Doug Williams einen - Sting den anderen. Styles und sein Mentor Sting standen also gemeinsam in einem Four Way gegen Angle und den von ihm protegierten Matt Morgan. Zwei Blöcke also und beide Seiten versuchten vor dem Pay Per View auch noch Zwietracht im jeweils anderen zu säen - was Styles und Sting besser gelang.
Styles wird Champion - doch ein Makel bleibt
Das Four Way bei No Surrender wurde noch zu einem Five Way, als Hernandez seinen Feast-or-Fired-Koffer einlöste, dann aber schnell von seinem Rivalen Eric Young ausgeschaltet wurde. Als dann am Ende Morgan durch eine missglückte Aktion außerhalb des Rings landete, entschied sich Sting ihm zu folgen und Styles das Feld zu überlassen. Der verpasste Angle einen Springboard 450 Splash und sicherte sich damit den World Title.
Der neue Champion gewährte seinem Mentor und Idol Sting bei Bound For Glory ein Titelmatch, während Angle sich vor besagtem Event mit Morgan überwarf und gegen ihn antrat. Beim letzten Impact vorher jedoch hatte der selbsterklärte Pate noch ein Anliegen: Überraschend forderte er Styles zu einem Match, um die Überlegenheit seiner selbst und der Mafia über den World Champion und den Rest der Liga zu unterstreichen. Styles willigte ein - und erklärte auf Nachfrage, dass er mit einem Sieg über Angle seine letzten Zweifel beseitigen wollte, ein würdiger Champion und bereit für Bound For Glory zu sein.
So ganz erfüllte Styles das selbst gesteckte Ziel nicht: In einem herausragenden Match gab es nach zwanzig Minuten ein Time Limit Draw - wobei die Glocke läutete, als Styles gerade in Angles Ankle Lock war - und kurz davor abzuklopfen. Obwohl Styles bei Bound For Glory siegreich gegen Sting blieb, hatte er seiner Regentschaft nun selbst einen Makel angeheftet: den nämlich, Angle in einem Einzelmatch womöglich nicht besiegen zu können.
Styles beweist Champion-Würde
Angle triumphierte seinerseits bei Bound For Glory über Morgan, zeigte sich dabei aber beeindruckt von der Leistung des aufstrebenden Kraftpakets und reichte ihm fair die Hand. Beim nächsten Impact trat Angle dann mit einer überraschenden Ankündigung vor die Kameras: Er erklärte, Respekt vor der jungen Garde der Liga gewonnen zu haben - womit der Mafia ihre Existenzgrundlage entzogen war. Angle erklärte, dass er nun den Kampf der jungen Garde mitkämpfen würde. Styles und er standen wieder auf derselben Seite und taten sich in den Wochen darauf auch öfters gegen ihre Feinde zusammen.
Die Frage, ob er Angle besiegen könnte, begleitete Styles jedoch weiter - und führte dazu, dass die beiden im neuen Jahr bei Genesis aufeinandertreffen sollten. Und als Styles beim ersten Impact 2010 - dem Beginn des Hogan-Bischoff-Regimes und der ersten Montagsausgabe der Show - seine Ansicht wiederholte, dass er wissen müsse, ob er Angle schlagen könne, gab es wieder eine Überraschung für ihn. Bischoff teilte ihm mit, dass er den Titel nicht bei Genesis gegen Angle verteidigen würde - sondern noch am selben Abend.
In einem erneut hochklassigen Match gab es weitere Überraschungen: Erst wurde Styles zum wiederholten Mal von einem maskierten Attentäter attackiert. Dann feierte mitten im Match Wrestling-Ikone Ric Flair sein TNA-Debüt und sah sich das Match aus nächster Nähe an. Styles setzte sich mit dem 450 Splash durch und festigte damit wie erhofft seinen Status als Champion. Und als Dreingabe trat Hogan hinterher auf die Bühne und würdigte Angle und ihn als die größten Könner, die das Wrestling zu bieten hätte.
Ein Sinneswandel und ein Doppel-Betrug
Beendet war die Angelegenheit damit aber noch nicht: Angle hatte noch seine Chance bei Genesis, die für das Jahr 2010 seine letzte auf Styles’ Titel sein sollte. Im Vorfeld begegneten sich beide erneut mit Respekt: Angle erkannte an, dass Styles bewiesen hätte, dass sein Titelgewinn kein Glückstreffer gewesen wäre - erklärte aber auch, dass er seine letzte Chance nutzen würde. Nach dem Gespräch wurde Styles erneut von dem Maskenmann attackiert, der sich als Styles’ und Angles alter Stable-Kamerad Tomko entpuppen sollte.
Styles verlangte ein Match gegen Tomko, das von Flair wie Angle als Gastkommentatoren begleitet wurde. Styles ließ sich dabei kurzzeitig von einem Handschlag zwischen Angle und Flair ablenken - was etwas Säuernis über Angle auslöste. Styles weigerte sich hinterher Angle die Hand zu schütteln, obwohl der ihn vor einer Post-Match-Attacke Tomkos rettete. Flair beobachtete es mit dem Hauch eines Lächelns.
Bei Genesis war Flair auch wieder vor Ort - nicht als neutraler Beobachter, wie sich herausstellen sollte. Er warf am Ende des Matches Styles den Titelgürtel zu, mit dem er Angle niederstreckte und anschließend mit der Hand an der Hose pinnte. Styles hatte sich offensichtlich unter die Fittiche des Dirtiest Player in the Game begeben - und schnell gelernt. Tatsächlich stellte Flair Styles beim nächsten Impact als den von ihm erkorenen "new Nature Boy" vor und der Phenomenal One zeigte sich ganz im Stil Flairs mit Robe und weiblicher Begleitung. Er erklärte, dass er sich seit sieben Jahren für TNA Wrestling aufreiben würde, aber nie den gleichen Respekt wie andere Topstars der Liga bekommen hätte - und dass er dies mit seiner neuen Einstellung nun ändern würde. Die Party wurde allerdings von Hogan gestört, der sich nicht einverstanden mit der Art und Weise von Styles' Sieg zeigte und daher Angle trotz der vorab vereinten Matchklausel noch eine Titelchance gewährte - am selben Abend.
Doch was eine Chance für Angle werden sollte, einen Betrug auszubügeln, wurde stattdessen ein zweiter Betrug. Als Angle Styles im Ankle Lock hatte, ließ der von Hogan erst Wochen vorher wiedereingestellte Ringrichter Earl Hebner die Ringglocke läuten, erklärte Styles zum Sieger - und wiederholte damit (mal wieder) den Montreal Screwjob. Obwohl Hogan augenscheinlich nichts mit der Intrige zu tun hatte, spuckte Angle ihm ins Gesicht und kündigte gar an, dass er kündigen würde. Das tat er dann doch nicht - aber seine Chancen auf den Titel waren dahin - und seine Auseinandersetzung mit Styles auf unrühmliche Weise beendet.