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Samoa Joe hatte im Frühjahr 2006 eigentlich schon alles erlebt bei Ring of Honor. Seine schon zum Mythos gewordene Rekordregentschaft als World Champion lag hinter ihm. Und sie hatte ihm auch die Tür geöffnet, bei TNA Wrestling ein Star im nationalen TV zu werden. Trotzdem erlebte Joe am 1. April 2006 noch einen Moment, der ihm zu Herzen ging. Er trat mit ROH vor der Rekordzuschauerzahl von 1700 Fans in Chicago Ridge an, bei Better Than Our Best, der ROH-Konkurrenzshow zu WrestleMania 22. Und dieses Erlebnis motivierte ihn zu einer Ansage: Er erklärte, dass er den World Title zurückwollte - er forderte den amtierenden Titelträger Bryan Danielson heraus.
Danielson trat heraus und beantwortete Joes Herausforderung mit Spott. Er meinte, dass Joe seine Bedeutung nicht überschätzen sollte: ROH hätte ihn zu dem gemacht, was er wäre, nicht umgekehrt. Ohne ROH würde er noch immer in Samoa auf Kokosnussbäume klettern. Nach Witzchen über Joes Gewicht legte der American Dragon dann auch Wert auf die Feststellung, dass er die 1700 Zuschauer angelockt hätte und er damit als die wahre Ikone von ROH bezeichnen dürfte. Er erklärte sich aber auch bereit, diese Behauptung auf den Prüfstand zu stellen: Er nahm Joes Herausforderung an.
Ein Zeitpunkt für das Match wurde nicht ausgemacht und es musste auch erst einmal warten - sieht man von einer gemeinsamen Teilnahme an einem Non Title Three Way gegen den Japaner KENTA ab, den der Mann aus dem Land der aufgehenden Sonne gewann. Joe war nach seiner Herausforderung vor allem mit seiner Verwicklung in die Interpromotional-Fehde zwischen ROH und CZW beschäftigt. Aus der sich hielt sich Danielson weitgehend heraus - trotz seines Führungsstatus als World Champion und obwohl er die Feindschaft durch seine Probleme mit CZW-Anführer Chris Hero mitangefacht hatte.
60 Minuten - und so knapp, wie es nur geht
Als bei Death Before Dishonor IV das große Finale der ROH-CZW-Fehde in einem Cage of Death Match mit je fünf Ligenvertretern stieg, wollte der Dragon dann aber doch nicht außen vor sein. Er meldete sich bei ROH-Commissioner Jim Cornette freiwillig für das ROH-Team, dem auch Joe angehörte. Danielsons Motive waren aber andere, als sich Fans und Cornette erhofft hatten. Denn statt sich ernsthaft mit den CZW-Gegnern zu befassen, ging Danielson auf Samoe Joe los, als der gerade Chris Hero im Ansatz zum Muscle Buster hatte. Der Dragon attackierte hinterrücks Joes Knie und verletzte es, so dass Joe mit einer Trage aus der Halle gebracht werden musste. Danach ließ Danielson sein Team im Stich.
Der Dragon offenbarte mit der Aktion seine Prioritäten: Er wollte Joe vor dem ausgemachtem Titelmatch verletzen, das dann zwei Wochen später folgen sollte - ein Match, das so viel versprach, dass es ROH als nichts weniger als den „Fight of the Century“ hypete. Am Abend vor dem gleichnamigen Event forderte Joe Danielson auf, ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten - Danielson aber verweigerte sich und erklärte, er wollte am Tag darauf seine Taten im Ring für sich sprechen lassen.
Danielson hatte mit der Knieattacke wie erhofft eine Schwachstelle bei seinem Herausforderer kreiert, die sich im Match auch bemerkbar machte. Trotzdem war Joe nicht geschwächt genug, um nicht mit dem Dragon mitzuhalten: Er machte Danielson mit seinen gewohnt harten Aktionen zu schaffen und hielt auch auf der Matte besser mit dem Technikspezialisten Danielson mit, als dem lieb war. Das ausgeglichene Duell dehnte sich zur Freude der begeisterten Zuschauer zu einem Marathon-Match aus - bis Joe Danielson am Ende im Choke hatte und Danielson das Bewusstsein verlor. Der Ringrichter hob Danielsons Arm wie vorgeschrieben dreimal in die Luft, um zu prüfen, ob er weitermachen könnte. Und der Arm des Dragon fiel auch dreimal - kurz vor dem dritten Mal aber war das Zeitlimit von 60 Minuten abgelaufen. Danielson hatte also ein Remis erreicht - womit sich Joe nicht zufrieden gab. Er forderte fünf Minuten Extrazeit - und hatte dabei die Fans auf seiner Seite. Danielson aber weigerte sich und zog mit seinem haarscharf verteidigten Gürtel davon.
Fataler Fehler auf dem Käfig
Es sollte nicht das letzte Duell der beiden bleiben. Danielson und Joe waren im Oktober dann Gegner in der Qualifikationsrunde des Survival-Of-The-Fittest-Turniers. Und auch hier endete das Match ohne Ergebnis, weil das Zeitlimit ablief - diesmal nach 20 Minuten. Auch hier forderte Joe eine Verlängerung - auch hier verweigerte sich der Dragon, dem der SOTF-Contest augenscheinlich weniger wichtig war als ein erneuter Schlag gegen Joe, den er dann mit seinem Titelgürtel attackierte.
Die Folge der beiden siegerlosen Matches und der anhaltenden Differenzen war die Ansetzung eines No DQ Matches der beiden für die Show Irresistible Forces, in der es auch einen Gewinner geben musste. Danielson allerdings erklärte dieses Match zu einem Non Title Match, weil Joe ihn bei SOTF ja nicht besiegen habe können. Weil es diesmal kein Zeitlimit gab, richtete Danielson seine Strategie diesmal nicht daraus aus - und fightete aggressiver. Gegen Ende riss er dem Ringrichter den Gürtel von der Hose, um Joe damit zu verprügeln - doch das sollte sich gegen den Dragon richten. Joe nahm ihm das Objekt ab und würgte Danielson damit bewusstlos, so dass der Sieg ihm gehörte.
Joe forderte Danielson darauf zu einem weiteren Match um den Titel - in einem Steel Cage Match. Vorher trafen sich die beiden noch in einem Tag Team Match mit Nigel McGuinness an Joes und Jimmy Rave an Danielsons Seite - und prügelten sich dabei in den Backstage-Bereich. Im Dezember beim Chicago Spectacular war es dann so weit: Danielson und Joe fochten den Titel in einem Stahlkäfig miteinander aus.
Joe dominierte speziell die erste Hälfte des Matches - und bekam dabei Hilfe von Homicide, dem Danielson aufgrund von dessen World-Title-Ambitionen zuvor Brent Albright auf den Hals gehetzt hatte. Cide rächte sich, indem er Joe eine Gabel in den Käfig warf, mit der er den Champion ausgiebig malträtierte und dabei gar ins Hinterteil piekte. Danielson kämpfte sich jedoch noch in das Match und wollte es schließlich beenden, indem er über die Wand nach draußen kletterte. Joe aber stieg ihm hinterher und setzte den Choke auf dem Käfigrand an. Eine Idee, die nach hinten losgehen sollte. Als Danielson das Bewusstsein verlor, entglitt er Joe und fiel auf den Hallenboden - womit Danielson das Match gewonnen hatte. Auf diese mehr oder wenige rühmliche Weise hatte der Dragon Joes Titelambitionen abgewehrt - es sollte stattdessen kurz darauf Homicide der Mann sein, der ihm den Gürtel abnehmen würde.