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Auf der einen Seite ein hagerer, unbedarfter und wortkarger Maskenmann, der ständig heftig verprügelt wurde. Auf der anderen ein übergewichtiger, selbstgewisser und großmäuliger Bully-Typ, der ständig heftige Prügel austeilte. El Generico und Kevin Steen waren zwei Charaktertypen, die so unterschiedlich waren, dass sich jeder fragen musste, wie die beiden sich zu einem Tag Team zusammengefunden hatte – das andererseits aber gerade wegen dieser Gegensätze so gut funktionierte. Als Heel-Gegenpart zu den umjubelten Briscoes, als Publikumslieblinge auf der langen und letztlich erfolgreichen Jagd nach Tag-Team-Gold: „Steenerico“ prägte seinen Hauptarbeitgeber Ring Of Honor – und das tat das ungleiche Duo auch, als schließlich das passierte, was bei den beiden gegensätzlichen Charakteren eigentlich unvermeidlich war: das Ende.
Es kam passenderweise bei Final Battle 2009: Steen und Generico standen den aufstrebenden Young Bucks Nick und Matt Jackson gegenüber. Die nutzten erfolgreich aus, dass Steen angeschlagen war – was bei der Intensität seiner Matches öfter vorkam. Wegen einer Knieverletzung musste der Kanadier schließlich nach einer Serie von Superkicks die Waffen strecken. Nach der Niederlage griff Steen zum Mikrofon und erklärte, dass die Häufung seiner Verletzungen ihn ins Grübeln gebracht hätten. Er schien den Fans mitteilen zu wollen, dass er sich deshalb aus dem Geschäft zurückziehen würde: Er dankte seinen Anhängern, seiner Familie, Weggefährten wie den Briscoes und Nigel McGuinness – und wandte sich schließlich Generico zu, den er brüderlich umarmte, um ihm schließlich etwas mitzuteilen, das ihm lange auf der Seele gelegen hätte: „I hate your f***king guts!“
Steen trat seinem schockierten Partner in die Weichteile und schickte ihn dann mit einem brutalen Stuhlschlag gegen den Kopf zu Boden. Colt Cabana, ein gemeinsamer Freund der beiden, kam entsetzt zum Ring und wollte weiteren Schaden von Generico abwenden. Steen drückte ihm darauf einen Kuss auf und ließ ihn wie den ausgeknockten Ex-Partner im Ring zurück.
Ein Einflüsterer im Hintergrund
Auf die zu erwartende Frage, warum er Generico das angetan hatte, meinte Steen in einer Backstage-Promo, ob man auch einen Alkoholiker fragen würde, warum er auf Entzug gehen würde: Generico sei das gewesen, was ihn krank gemacht hätte - und er hätte die Krankheit nun beseitigt. Steen erklärte gar, dass seine Attacke gegen Generico noch schöner gewesen wäre, als die Geburt seines Sohnes: An diesem Abend wäre kein anderer Mensch geboren worden, nein: er selbst, „Mr. Wrestling“ wäre wiedergeboren.
In den Wochen darauf sollte sich herausstellen, dass Steens Entschluss, die Verbindung zu Generico auf brutale Weise zu kappen, mit einem Einflüsterer zu tun hatte: Steve Corino. Der outete sich bei der HDNet-Show der Liga zunächst als einziger Befürworter von Steens Handeln in der ROH-Umkleide. Später erklärte Steen, dass der Rat des Veteranen ihn erst dazu gebracht hätte, den Ballast Generico abzuwerfen. Corino entwickelte sich zu Steens Mentor, der ihm half jeden ruhig zu stellen, der etwas gegen Steens Handeln hatte - unter ihnen die Bobby Dempsey und Alex Payne, die schließlich auch Opfer einer blutigen Attacke des Duos wurden.
Generico reagierte derweil mit Rückzugsverhalten auf Steens Verrat: Er beantwortete die Fragen von Liga-Kollegen, was er gegen Steen und Corino zu gedenke, mit Schweigen und ertrug die bösartigen Kommentare gegen ihn. Sein Weg, mit Steens Dolchstoß umzugehen, war depressives Nichtstun.
Generico überwindet sich
Ein Weg, von dem ihm Cabana abzubringen versuchte. Er übernahm es, Steen für sein Handeln zur Rede zu stellen - und forderte ihn schließlich zu einem Match bei der 8th Anniversary Show. Es endete mit einer Disqualifikation Steens nach Eingriff Corinos, Cabana war nun einer Attacke beider Heels ausgesetzt. Generico kam nun zum Ring, um seinem Ex-Partner erstmals seit Final Battle gegenüberzutreten. Er hatte einen Stuhl dabei, rang sich aber nicht dazu durch, ihn einzusetzen. Steen hatte da keine Scheu: Er trat Generico in den Magen, nahm ihm den Stuhl ab, schlug selbst damit zu und nahm Generico in den Crossface. Erst Cabana schaffte es, dass Steen und Corino von Generico abließen.
Generico hatte nun zumindest realisiert, dass er etwas gegen Steen und seinen schlangenzüngigen Hintermann Corino tun musste. Bei From The Ashes stieg er gegen Corino in den Ring, der ihn aber mit Hilfe Steens und eines unfairen Covers mit Hilfe der Seile besiegte. Auch ein Match Cabanas gegen Corino zuvor bei Epic Encounter III endete nach Eingriff Steens ohne zufrieden stellendes Ergebnis. Cabana und Generico kamen nicht weiter, vor allem deshalb, weil Generico es weiterhin nicht über sich brachte, Hand an Steen anzulegen. Zumindest brachte Cabana ihn dazu, sich für ein Tag Team Match gegen Steen und Corino bei The Big Bang zusammenzutun.
Auch hier gab es einen DQ-Sieg für die Publikumslieblinge, als Steen mit einem Stuhl auf Cabana losging. Steen schlug Genericos Freund blutig - und wandte sich dann dem immer noch zögernden Generico zu. Höhnisch ohrfeigte Steen seinen Ex-Partner mit dem Blut Cabanas - worauf Generico endlich genug hatte: Er schlug gegen Steen zurück - und attackierte auch die ROH-Students, die ihn zur Wiederherstellung der Ordnung von Steen abbringen wollten. Cabana freute sich, dass der „wahre“ Generico endlich zurück wäre - und forderte Steen und Corino nun zu einem Chicago Street Fight bei Good Friends, Stiffer Enemies.
Das erste Duell
In dem Kampf unter dem Motto „Come as you are“ fielen auf beiden Seiten alle Hemmungen. Es kamen Leitern, Stühle, Tische, eine Gabel und Bierflaschen zum Einsatz. Besonders zu leiden hatte Corino, der am Ende zunächst den Billy Goat's Curse von Cabana einsteckte. Danach legte Generico Corino mit dem Gesicht auf einen mit Stacheldraht umwickelten Baseballschläger - und schlug mit einem Stuhl zu. Der Ringrichter brach daraufhin das Match ab. Generico und Cabana hatten erstmals wirkliche Vergeltung geübt - die aber eben mehr Corino als Steen getroffen hatte. Der aber steigerte sich beim Anblick seines in einer Blutlache liegenden Mentors noch mehr in seinen Hass auf Generico und Cabana herein: Er forderte letzteren zu einem Match seiner Wahl - und gelobte, ihm dabei das Lebenslicht auszupusten.
Cabana wählte ein 34th Street Death Match bei Supercard of Honor. Hierbei wurde Cabana in eine Falle gelockt: Ein Mann, der El Generico zu sein schien, kam zum Ring und entpuppte sich als Corinos junger Sohn Colby, der Cabana täuschte, um ihn in einen Hinterhalt seines Vaters zu locken. Schließlich musste Cabana die Segel streichen, als Steen ihn einen Crossface mit Stacheldraht nahm.
Weitere Attacken von Steen und Corino auf Generico und Cabana und ein von Steen und Corino gewonnenes Anything Goes Tag Team Match bei HDNet folgten - und führten schließlich bei Death Before Dishonor zum lang ersehnten ersten Einzelkampf zwischen Generico und Steen. Generico zog dies eigenmächtig vor, als er das Auftaktmatch zwischen Up In Smoke und dem All-Night Express unterbrach. Generico widerstand hierbei den besten Waffen Steens - Sharpshooter und Package Piledriver - und wollte schließlich seinen eigenen Finisher ansetzen: den Brainbuster auf das Turnbuckle. Steen aber schnappte sich beim Ansatz der Aktion eine Schraube aus dem Konstrukt und drosch damit unbarmherzig auf Generico ein - bis der nach einem Fisherman Buster schließlich die Niederlage einstecken musste. Generico rächte sich später am Abend mit einer Attacke auf Steen, bei der er seinen Ex-Partner mit der Krawatte von Ringsprecher Bobby Cruise würgte.
Steen greift sich die Maske
Ein Rückmatch bei Chapter II endete mit einem DQ-Sieg für Generico, nachdem Steen einen Stuhl einsetzte - und einer weiteren Eskalation, als Steen einen Rettungsversuch Cabanas mit der Einführung einer neuen Waffe beantwortete: einer Stahlkette. Mit der würgte er Cabana, Ringrichter Paul Turner und Generico, den er fast zu erdrosseln schien. Die Stahlkette kam fortan immer wieder zum Einsatz, wenn es wieder Konfrontationen zwischen den beiden Zweiergespannen gab - was die logische Konsequenz hatte, dass das nächste Team-Aufeinandertreffen als Double Chain Match angesetzt wurde.
Das brutale Match schlug diverse Volten: unter anderem gab es einen erneuten Eingriff Colbys, der die Kette zwischen Steen und Generico löste, so dass die Heels Cabana damit an den Ringseilen fesseln konnten. Am Ende aber befreite Generico Cabana aus der misslichen Lage und sein Team gewann, als Cabana Corino mit Billy Goat’s Curse zur Aufgabe brachte. Danach wollte Generico seine Rache mit dem Turnbuckle-Brainbuster gegen Steen vollenden. Der aber verhinderte die Aktion erneut - indem er Generico die Maske abriss. Schockiert verbarg Generico sein entblößtes Gesicht und ergriff die Flucht, worauf Steen ein verstörendes Schauspiel ablieferte und Genericos Maske auf einen Stuhl legte - auf den er mit seinem Blut „Mr. Wrestling“ schrieb.
Steen ließ fortan keine Gelegenheit aus, die erbeutete Originalmaske als Trophäe zu präsentieren und als Requisite für Beleidigungen zu verwenden. Er erklärte, dass er Generico mit seiner Demaskierung als den Betrüger, der er wäre, entblößt hätte und die Welt damit vor ihm befreit hätte. Aber das war ein Trugschluss. Mit einer neuen, dunkleren Maske - die auch symbolisch für den ins düstere gewandelten Charakter Genericos stand, blieb der Generic Luchador ROH erhalten - und die Fehde ging weiter.
Cabana geht auf Distanz
Sie wurde etwas aufgepeppt, als ROH bei HDNet beiden die Möglichkeit gab, für je ein Match den Gegner des anderen auszusuchen. Steen wählte Davey Richards als Kontrahent für Generico, Generico und Cabana hatten im Gegenzug eine kreativere Idee: Sie bestimmten Corino als Steens Gegner. Eine Idee, die Steen und Corino nicht mitmachten: Sie erklärten, dass sie die Liga verlassen würden, wenn sie zu einem Match gegeneinander gezwungen würden - und erklärten dann schließlich tatsächlich, dass sie kündigen würden.
ROH-Commissioner Jim Cornette akzeptierte die Kündigung nicht und pochte auf Steens und Corinos Verträge. Mit dem Hinweis auf diese zwang er die beiden bei HDNet in ein Steel Cgae Match gegen Generico und Cabana. Das endete unglücklich für die Publikumslieblinge, nachdem es Corino und Steen gelang, Generico aus dem Käfig auszusperren und Cabana nach ausdauerndem Double Teaming und dem Crossface Steens zu besiegen. Als Generico schließlich mit einem Bolzenschneider wieder in den Käfig vordringen konnte, hatten sich Steen und Generico schon verzogen.
Die Fehde lief schließlich auf zwei finale Konfrontationen zu: Zuerst gab es ein I Quit Match der Nebendarsteller Cabana und Corino im November bei Richards Vs. Daniels. Cabana gewann es, nachdem er seinem Gegner ein Stück Holz von einem zerbrochenen Tisch ins Gesicht rammte. Kurz danach überließ Cabana Generico dann auch sich selbst. Zum einen, weil er fand, dass der den letzten Schritt der Auseinandersetzung alleine gehen sollte - zum anderen, weil er auch etwas die Kontrolle über den immer verbitterteren Generico verloren hatte. Der sollte schließlich bei Final Battle - ein Jahr nach dem Verrat Steens - noch einmal auf seinen Nemesis treffen.
Auge um Auge
Ein Showdown, der vorab schon mit den pikantesten Zutaten gewürzt wurde. Nachdem Generico Steen und Corino eine Tag-Team-Titelchance gegen die Kings of Wrestling gekostet und es zu Handgreiflichkeiten gekommen war, unterband ROH-Eigentümer Cary Silkin weiteres Chaos mit dem Beschluss, dass Generico und Steen einander bis Final Battle nicht mehr berühren durften. Dort würde es dann dafür aber richtig zur Sache gehen - in einem Fight Without Honor. Und das war nicht genug der Sonderbedingungen: Auf Betreiben Steens, der die Sache endgültig ausräumen wollte, setzte Generico in dem Match seine Maske aufs Spiel - und Steen seine ROH-Karriere.
Das ging auch Corino zu weit, der meinte, dass sich Steen in seiner Feindschaft zu Generico verharken würde. Er versuchte daher gar nun, Generico bei HDNet zu überreden, ihm die Maske freiwillig zu übergeben, um Steen nicht weiter im Weg zu stehen und für sich selbst Unheil abzuwenden. Generico weigerte sich wie zu erwarten - und besiegte Corino anschließend in einem Match.
Der Showdown zwischen Steen und Generico wurde dann zu dem erwarteten Schlachtfest. Ketten, Leiter, Tische, Stühle: Alles kam zum Einsatz und auch Corino und Cabana mischten sich doch wieder ein. Es war letztlich Generico, der die Schlussoffensive setzte: Nach einem heftigen Yakuza Kick gelang ihm auch erstmals der Turnbuckle Brainbuster gegen Steen. Doch Generico wollte die Sache stilecht beschließen. Er zückte den Stuhl, auf den Steen zuvor mit seinem Blut geschrieben hatte und wollte mit diesem den finalen Schlag durchführen. Steen, der seine Felle davonschwimmen sah, flehte um Gnade und bot Generico gar an, ihm die originale Maske zurückzugeben. Generico aber nahm den Stuhl und schlug nach der Devise Auge um Auge mit einem krachenden Hieb gegen Steens Kopf zu - so wie Steen gegen ihn ein Jahr zuvor. Generico hatte seine Ehre wiederhergestellt, Steen aus ROH vertrieben und diese Fehde damit erfolgreich beschlossen.