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Hulk Hogan und Vince McMahon: Das waren die beiden Namen, die über allen anderen mit dem Aufstieg der World Wrestling Federation von einer regionalen Liga zum globalen Marktführer in den Achtzigern verbunden waren. Hogan war der Star, das öffentliche Gesicht, der Zuschauermagnet - McMahon der zielstrebige Macher hinter den Kulissen. Die Idee, die beiden Männer gegeneinanderzustellen, entfaltete jedoch erst dann ihren Reiz, als diese Zeit lange vorbei war. Dann nämlich, als McMahon in seiner Rolle als Heel-Figur selbst zu einem Hauptdarsteller vor der Kamera wurde. Und als Hogan nach dem Ende der WCW - mit Ende 40, aber so populär wie eh und je - wieder zurück in die Heimatliga fand, war die Zeit reif für das brisante Aufeinandertreffen der beiden Väter des ersten großen WWF-Booms. Und es wurde gleich eingeleitet, als Hogan Anfang 2003 nach einer mehrmonatigen Auszeit sein Comeback feierte.
Angekündigt als große Überraschung von SmackDown-General-Managerin Stephanie McMahon trat Hogan vor das Publikum, das ihn nach längerer Abwesenheit frenetisch und minutenlang bejubelte. Ein sichtlich ergriffener Hulkster erklärte, dass er in der Liga noch einiges zu erledigen hätte. Und dass er zwar gerade womöglich seinen Schlussspurt einleiten würde, der aber seine schönste Zeit überhaupt sein sollte. Hiergegen hatte WWE-Chef Vince McMahon etwas, der Hogans Ansprache unterbrach und erklärte, dass Hulkamania tot wäre - und er Hogan nicht mehr in der WWE sehen wollte. Hogan antwortete, indem er McMahon zu einem Match herausforderte. McMahon antwortete lachend, dass ihm egal wäre, was Hogan von ihm wollte - er wäre nur einem höheren Wesen unterworfen: Vincent Kennedy McMahon. Hogan schickte McMahon darauf unter dem Jubel der Zuschauer mit einem Faustschlag auf die Bretter.
Ein wütender McMahon trat beim nächsten SmackDown vor das Publikum und erklärte wütend, dass er sich korrigieren müsste: Hulkamania wäre offenbar noch nicht tot, sondern werde noch künstlich beatmet. Er erklärte, dass er nicht fassen könnte, dass es immer noch Fans geben würde, die Hogan verehrten: Sei er doch ein skrupelloser Geschäftsmann, ein unsympathischer Mensch und - über allem - nur eine Schöpfung seiner selbst. Die Fans hätten nicht ihm zuzujubeln, sondern dem tatsächlichen Schöpfer von Hulkamania: Vince McMahon. McMahon erklärte, dass er sein Geschöpf beim Pay Per View No Way Out ins Grab befördern würde. Er setzte ein Match zwischen Hogan und The Rock an: dem Mann, dem Hogan schon ein Jahr zuvor bei WrestleMania begegnet war - und der sich inzwischen zum Schlechten gewandelt hatte.
Hogan wird betrogen - und fordert seine Rache
Bei einem Rededuell bei RAW ätzte The Rock dann via Satellitenschalte ebenso wie McMahon gegen Hogan und Hulkamania - während Hogan zu Rocky wie zu McMahon meinte, dass die beiden sich schon noch an ihren Worten verschlucken würden. Zwei Wochen später waren dann sowohl Hogan als auch The Rock live bei SmackDown vor Ort - und nachdem Rocky wieder in Richtung Hogan geschossen hatte, stellte Hogan ihn im Ring zur Rede. Rocky drehte aber den Spieß um und verlangte von Hogan, dass er sich zu erklären und zu entschuldigen hätte. Er wäre es nämlich gewesen, der vor Jahresfrist die darbende Karriere Hogans mit dem WrestleMania-Match wiederbelebt hätte - gedankt worden sei ihm das jedoch nicht. Auf einmal meinte Rocky dann aber, dass seine Worte nicht ernst gemeint gewesen wären und bot Hogan einen respektvollen Handschlag an - nur, um ihm stattdessen ins Gesicht zu spucken. Das zweite große Duell der beiden Ikonen war also mächtig aufgeheizt.
Bei No Way Out traf der selbstgewisse „Great One“ aber auf einen Hogan, der ihm mit der Kraft von Hulkamania weit mehr entgegenzusetzen hatte, als Rocky gedacht hätte. Hogan konnte am Ende gar den für gewöhnlich siegbringenden Legdrop anbringen - in dem Moment, als der junge Ringrichter Sylvain Grenier jedoch das Cover durchzählen wollte, ging plötzlich das Licht aus. Als es wieder anging, lag Grenier regungslos am Boden und McMahon stand am Ring, der Hogan in ein Streitgespräch verwickelte. Währenddessen erhob sich der nicht wirklich ausgeknockte Grenier, schob Rocky einen Stuhl zu, mit dem Rocky Hogan niederschlug, um den Sieg abzustauben. Hogan war Opfer eines abgekarteten Spiels zwischen McMahon, Rocky und einem korrumpierten Unparteiischen geworden.
McMahon erklärte dann beim nächsten SmackDown in triumphalischer Manier, dass Hulkamania nun tatsächlich tot wäre - und McMahonamania ab jetzt die Glaubensrichtung der Wrestlingfans sein sollte. Es war eine verfrühte Ansage, denn Hogan war nach der unfairen Niederlage nicht bereit, den Schwanz einzuziehen. Bei der darauffolgenden Show trat er Vince gegenüber und stellte fest, dass Hulkamania weder tot noch auf dem Rückzug wäre - und dass Hulkamania auch keine Schöpfung McMahons wäre, sondern dass die Hulkamaniacs sie erschaffen hätten und damit geholfen hätten, die WWE zu dem zu machen, was sie heute wäre. McMahon wiederum meinte, dass er jedem beliebigen Wrestler die Rolle von Hulk Hogan hätte geben können. Hogan verneinte das und forderte McMahon zu einem Kampf an Ort und Stelle heraus - was McMahon aber ablehnte.
Stattdessen brachte McMahon noch einmal alles auf den Tisch, was die Beziehung zwischen ihm und Hogan vergällt hatte: Die Aussage Hogans im Steroidprozess, sein Wechsel zur WCW, der Versuch, ihn mit der Liga in den Bankrott zu treiben - und das alles von einem Mann, den McMahon aus der Provinz von Minnesota geholt hätte, um ihn zu einer globalen Ikone zu machen. McMahon meinte schließlich, dass Hogan seinen Kampf haben könnte - aber nicht an diesem Abend, sondern am größten Abend von allen: bei WrestleMania, seiner anderen großen Schöpfung. Und dass Hogan bei einer Niederlage für immer vom Wrestling zurücktreten müsste. Hogan war einverstanden: Er meinte, auf diesen Moment 20 Jahre gewartet zu haben - und dass Vince anfangen sollte, zu beten, zu trainieren und seine Vitamine zu essen.
McMahon verliert - und kontert durch die Hintertür
Kurz vor WrestleMania sollte dann der Vertrag für das Match unterschrieben werden - wobei Hogans alter Haus-und-Hof-Interviewer Mean Gene Okerlund die Zeremonie moderierte, um das Old-School-Feeling zu verstärken. Hogan kam als Erster zum Ring und gelobte, dass er Hulkamania in diesem Match nicht sterben lassen würde. Vince meldete sich dann per Video aus dem Backstage-Bereich - ein aufgezeichnetes Ablenkungsmanöver, wie sich gleich zeigen sollte. Der Echtzeit-McMahon schlich sich hinterrücks an Hogan heran und schlug ihn mit einem Stuhl nieder. Er legte mit mehreren Hieben nach, rammte Hogan einen Kugelschreiber und die Stirn und zwang Hogan, den Vertrag mit seinem eigenen Blut zu unterschreiben.
Damit war die Tonart für die WrestleMania-Schlacht endgültig festgelegt: Es wurde - bei aller wrestlerischen Beschränktheit der beiden älteren Herrschaften - blutig und knallhart. Hogan verpasste McMahon gegen Ende gar einen Legdrop durch einen Tisch. Es wurde aber noch bunter: Zur völligen Überraschung aller tauchte plötzlich Hogans ewiger Rivale Rowdy Roddy Piper am Ring auf und schlug Hogan mit einem Stahlrohr nieder. McMahon rief dann den korrupten Referee Grenier herbei, verpasste Hogan selbst einen Legdrop und wollte ihn dann pinnen. In alter Hulkster-Manier aber befreite sich Hogan und bekam seine berühmte zweite Luft: Er knockte Grenier aus und fertigte McMahon mit seiner Schlussoffensive erfolgreich ab. Hulk Hogan hatte das Duell mit seinem vermeintlichen Schöpfer gewonnen - und die Existenz von Hulkamania gesichert.
Beim nächsten SmackDown bat ein geprügelter und bedrückter McMahon Hogan zu sich in den Ring und meinte, dass er akzeptieren müsste, was bei WrestleMania passiert wäre. Er erklärte, das Kriegsbeil begraben und die alte Freundschaft wiederherstellen zu wollen. Hogan reagierte zunächst nicht darauf, schüttelte Vince dann aber doch die Hand und sprach ihm gar einen Dank für das aus, was er für ihn getan hätte. Hogans Musik erklang und das Happy End schien vollendet - ehe McMahon doch noch einmal das Wort ergriff. Er meinte, dass er Hogan für die Erinnerungen danken würde - dass das aber nun auch das einzige wären, was von ihm übrig wäre. McMahon - verbittert wie eh und je - erklärte, dass er Hogan nicht zum Rücktritt hätte treiben können, aber dass er Hogan dann eben auf andere Art und Weise loswürde. Er erklärte, dass er Hogan fortan einfach nicht mehr einsetzen und ihn fortan fürs zu Hause sitzen bezahlen würde. McMahon ließ Hogan dann von Polizisten aus der Arena bringen und schickte ihm noch die Ansage hinterher, dass ein Vince McMahon NIEMALS verlieren würde.
Wer ist Mr. America?
McMahon war in der Woche darauf zu Gast bei der Rückkehr von Roddy Pipers Interview-Show Piper’s Pit, um seinen Triumph durch die Hintertür zu zelebrieren. Piper machte Vince dabei jedoch nieder und meinte, dass er ihn hassen würde - dass die beiden aber im Hass auf Hogan vereint wären. Piper war es dann auch, der einige Wochen später das Debüt der neuesten Verpflichtung von Stephanie McMahon anmoderierte: Mr. America, ein in die Nationalfarben gehüllter Maskenmann - mit verblüffender Ähnlichkeit zu Hulk Hogan. Piper merkte ebenso wie jeder andere Zuschauer, dass Mr. America Hulk Hogan war. Der aber beteuerte mit Unschuldsmiene, dass das Unsinn wäre: Er wäre Mr. America, niemand sonst.
Wutschnaubend kam darauf Vince McMahon zum Ring und drohte Hogan damit, ihn wegen Vertragsbruchs zu verklagen. Mr. America beharrte darauf nicht Hogan zu sein, worauf McMahon meinte, dass Mr. America gefeuert wäre - womit er aber auch nicht durchkam. Mr. America erklärte, dass Stephanie ihm einen wasserdichten Vertrag gegeben hätte. Pipers Lakai Sean O’Haire attackierte Mr. America hierauf - Mr. America kämpfte ihn aber ebenso nieder wie McMahon - und feierte das in einem rot-weiß-blauen Konfettiregen.
McMahon verlangte darauf von Tochter Stephanie, Mr. America aus seinem Vertrag zu entlassen. Stephanie entgegnete, dass dies nur möglich wäre, wenn er seine „Theorie“, dass Mr. America Hogan wäre, beweisen könnte. McMahon versuchte nun fortan, Mr. America zu demaskieren, was ihm aber immer wieder misslang. Piper versuchte dies bei Judgment Day dann in einem Match gegen Mr. America für ihn zu erledigen. Mr. America brachte für den Kampf einen Begleiter zum Ring: den beinamputierten Hogan-Fan Zach Gowen, der sich dabei auch einem Eingriffsversuch McMahons in den Weg warf. An dessen Stelle versuchte O’Haire mit dem Stahlrohr das Match zu Pipers Gunsten zu beeinflussen: Er traf aber aus Versehen Piper, der dann Mr. Americas Legdrop zum Opfer fiel.
Ein abruptes Ende
Beim nächsten SmackDown übernahm Vince McMahon von Stephanie die Kontrolle über die Show und stellte zunächst Piper für sein Versagen zur Rede. Piper entschuldigte sich, worauf McMahon ihn ohrfeigte und ihm erklärte, dass der Piper, den er gekannt hätte, nie so kleinlaut gewesen wäre. Die beiden gingen fast aufeinander los, bis O’Haire dazwischen ging und sich freiwillig für ein Match gegen Mr. America meldete, um ihn zu demaskieren. McMahon meinte dann, dass Piper gefeuert wäre, sollte O’Haire dieses Match verlieren.
Am selben Abend kam auch Gowen zu Wort. In einem Interview mit Stephanie erklärte er, dass er sein Bein durch eine Krebserkrankung verloren hätte, dass ihn als Kind aber eine Begegnung mit Hulk Hogan über die Make-a-Wish-Foundation inspiriert hätte, Wrestler zu werden. Und er würde dafür nun auch trainieren und hoffen, eines Tages für die WWE zu arbeiten. Vince McMahon verfolgte dieses Interview und erkannte in Gowen ein Mittel, um Mr. America unter Druck zu setzen. Er nötigte ihm das Einverständnis ab, sich bei einer Niederlage gegen O’Haire einem Lügendetektortest zu unterziehen - ansonsten hätte er Gowen den Weg zur WWE versperrt. Das Match America - O’Haire beeinflusste McMahon dann, indem er währenddessen Gowen wegen des Angriffs auf ihn bei Judgment Day verhaften ließ. Mr. America wurde beim Versuch, das zu verhindern, ausgezählt - er musste also den Detektortest absolvieren.
McMahon war sicher, Mr. America mit dem Test als Hogan entlarven zu können - zu seinem Entsetzen schlug der Test jedoch nicht aus, als Mr. America die Frage gestellt wurde, ob er Hogan wäre. Als McMahon dann selbst den Detektor prüfen wollte, wurde er von Mr. America mit peinlichen Fragen über sein Ego, seine Vorliebe für den Playboy und Sexfantasien mit Mae Young gedemütigt. McMahon hatte schlicht vergessen, dass es Tochter Stephanie war, die den Test durchführen ließ.
McMahon versuchte in den kommenden Wochen dann weiterhin, America zu kitzeln und letztlich zur Demaskierung zu bringen, indem er Gowen auf verschiedene Art und Weise mobbte. Die Mr.-America-Story endete dann jedoch Anfang Juli abrupt, als McMahon plötzlich Videoaufnahmen zeigte, in denen zu sehen war, wie Mr. America backstage seine Maske abnahm und Hogan zum Vorschein kam. McMahon erklärte, dass Hogan damit endgültig gefeuert wäre. In Wahrheit jedoch hatte Hogan die WWE verlassen - wegen „kreativer Differenzen“. An seiner Stelle sollte es Gowen sein, der in den Wochen darauf als Fehdengegner McMahons im Mittelpunkt stand.