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164. Nicht weniger als 164 Titel hat Jerry „The King“ Lawler in den vier Jahrzehnten seiner illustren Laufbahn erringen können. Es ist ein Kuriosum seiner Karriere, dass er nicht einen davon in der WWE erringen konnte: keinen Tag Team, keinen Intercontinental Title und auch nicht den WWE Title. Mehr noch: Seitdem er sich der damaligen World Wrestling Federation 1992 anschloss, hatte er nie auch nur ein Match um den wichtigsten Gürtel der Liga. Und wohl keiner hätte nach 18 Jahren gedacht, dass Lawler diese Lücke mit über 60 Jahren noch einmal schließen würde - bis zu jenem großen Abend Ende November 2010.
Es war der Abend der RAW-Episode nach dem WWE-Titelgewinn von The Miz - der seinen Money-in-the-Bank-Koffer gegen einen von einer Knieverletzung und einer Attacke der Nexus-Gruppierung geschwächten Randy Orton eingesetzt hatte. Obwohl der Triumph alles andere als ein glorreicher war, hielt Miz eine hochnäsige Siegesansprache - auf deren Höhepunkt sich über Legenden wie Roddy Piper, Mr. Perfect und Ricky Steamboat erhob, die den WWE Title nie hatten gewinnen können. Lawler nahm von seinem Platz am Kommentatorenpult Anstoß daran und wies Miz auf die wenig ehrvolle Art und Weise seines Titelgewinns hin. Miz antwortete, dass das neidisches Gemecker eines alten Mannes wäre, der in 40 Jahren nicht geschafft hätte, was er in einer Nacht vollbracht hätte.
Lawler antwortete, dass Miz erst dann ein würdiger Champion wäre, wenn er seinen Titel gegen jemanden verteidigen würde, der nicht vorher von sieben anderen Männern verprügelt worden wäre - zum Missfallen von Kommentatorenkollege Michael Cole, einem bekennenden Superfan von Miz. Cole warnte Lawler, dass Miz noch ein Exempel an ihm statuieren würde, sollte er nicht den Mund halten. Lawler aber meinte, dass er das gerne erleben würde. Er erinnerte daran, dass viele Legenden, die Miz nun kleinreden würde, nie eine Chance auf den WWE Title gehabt hätten. Er würde dazugehören - und er würde es ändern wollen. Lawler forderte Miz zu einem Titelmatch. Eine Idee, die der anonyme RAW-General-Manager aufgriff: Er setzte für den Abend ein Titelmatch zwischen Miz und Lawler an - und nicht nur das: er machte daraus ein Tables, Ladders & Chairs Match.
Nur Cole rettet Miz‘ Titel
Diese Matchklausel schien einen Veteran fortgeschrittenen Alters wie Lawler zu benachteiligen. Doch die Routine des Kings war dem Herausforderer eine größere Hilfe als erwartet. Lawler schaffte es, Miz‘ Lakai Alex Riley durch einen Tisch zu befördern und ihn damit auszuschalten - und später mit Miz dasselbe zu tun. Lawler war kurz davor, an der Spitze der Leiter den unter dem Hallendach aufgehängten Gürtel zu greifen - als sich Cole einmischte und Lawlers Sieg verhinderte, indem er ihn an den Beinen festhielt. Es gab Miz die Gelegenheit, wieder ins Match zu kommen - und seinen Titel letztlich doch zu verteidigen.
Miz hatte Lawler also besiegt - ihn sich durch die Art und Weise aber nun endgültig zum Feind gemacht. Kurz vor Jahresende mischte der King mit, als Miz mit dem entthronten Orton und dem kurz danach gekrönten Nummer-eins-Herausforderer aneinander geriet - worauf der GM ein Six Man Tag Team Match zwischen Orton, Morrison und Lawler sowie Miz, Riley und King Sheamus festlegte. Nachdem Orton Miz den RKO verpasste, war es Lawler, der den Champion am Ende pinnen konnte. Eine Schmach, die Miz nicht auf sich sitzen lassen wollte: Es folgte ein weiteres Match gegen Lawler – in dem es diesmal nicht um den Titel ging. Wieder siegte Lawler - diesmal nach Eingriff Morrisons durch Auszählen. Miz rächte sich, indem er Lawler später hinterrücks angriff und ihm mit dem Skull Crushing Finale auf den Hallenboden krachen ließ.
Lawler ließ sich nicht abschrecken - im Gegenteil. Er stellte sich kurz darauf einem weiteren Match mit Miz, diesmal ein Tag Team Match gegen Miz und Riley – Orton war Lawlers Partner. Mit einem Pinfall gegen Riley entschied Lawler den Kampf für sein Team. Es war der womöglich entscheidende Beitrag zu einer überraschenden Entscheidung, die der RAW-GM Ende Januar fällte: Er platzierte Lawler in einer Battle Royal, in der der nächste Nummer-eins-Herausforderer auf Miz‘ Titel ermittelt wurde. Und Lawler sollte tatsächlich der Gewinner dieser Battle Royal sein: Indem er zum Schluss dem Brogue Kick Sheamus‘ auswich und den Iren mit Hilfe des schon ausgeschiedenen John Cena über das heruntergezogene Seil stolpern ließ, sicherte sich Lawler ein Titelmatch bei Elimination Chamber.
Kopie und Original?
Es war ein ungewöhnliches Pay-Per-View-Duell - aber kein so unpassendes, wie auch Miz in der Woche darauf herausstellte. Miz erklärte, dass er und Lawler sich nicht unähnlich wären. In Lawlers Blütezeit hätte jeder Fan alles stehen und liegen gelassen um zu hören, was der King zu sagen hätte - er wäre früher das gewesen, was Miz heute wäre. Lawler sei ein Vorbild für Miz gewesen. Lawler antwortete, dass es tatsächlich Ähnlichkeiten gebe. Wie Miz hätte auch er immer eine große Klappe gehabt - bei ihm sei nur immer auch was dahinter gewesen. Am Ende des Streitgesprächs flogen die Fäuste, Ted DiBiase, mit dem Lawler einige Wochen zuvor Stress gehabt hatte, und Miz‘ alter Rivale Daniel Bryan mischten sich ein - ein Tag Team Match folgte. Lawler und Bryan siegten, nachdem Lawler DiBiase mit dem Flying Fistdrop pinnte.
Lawler erklärte bei Elimination Chamber, dass seine Karriere zwei Lücken hätte: Er wäre nie WWE Champion gewesen und er hätte nie ein Match bei WrestleMania bestritten. Beide Lücken wollte er mit einem Sieg über Miz schließen. Miz antwortete, dass er Lawlers über 40 Jahre gereiften Traum an einem Abend zerstören würde.
Das Match der beiden spitzte sich schrittweise auf einen Showdown auf Augenhöhe zu: Zuerst wurde Riley nach mehreren Eingriffen vom Ringrichter backstage geschickt, dann stellte Lawler Cole kalt, indem er Miz über das Kommentatorenpult gegen ihn warf. Lawler konterte dann das Skull Crushing Finale mit einem DDT aus, zog wie in alten Tagen seinen Ringanzugträger herunter und verpasste Miz den Flying Fistdrop. Miz allerdings befreite sich aus dem Cover und entging Lawlers Versuch, mit dem Piledriver das Ende herbeizuführen. Nach einem Tritt gegen Lawlers Kopf klappte der zweite Anlauf zum Skull Crushing Finale und Lawlers Traum vom WWE Title war zerplatzt. Der zweite große Traum von einem WrestleMania-Match schien es ebenso, der erfüllte sich dann aber doch noch, als sich Lawler nach Elimination Chamber Cole zuwandte. Aber das ist eine andere Geschichte.