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Dass ein Wrestlingmatch nach wenigen Momenten schon wieder vorüber ist, ist wahrlich keine Seltenheit. Nicht nur das straffe Programm einer TV-Übertragung, sondern auch das Bedürfnis großer Stars Stärke zu demonstrieren bringen in schöner Regelmäßigkeit Matchzeiten um und unterhalb der Ein-Minuten-Marke mit sich. Auf PPV-Ebene sind solch wrestlerische Quickies schon seltener – erst Recht, wenn es sich zum Titelmatches handelt. Geht dann noch der Champion in wenigen Sekunden als Verlierer vom Platz, so ist das dann doch durchaus bemerkenswert. Dass es noch drastischer kommen kann, bewies uns die WWE im Jahr 2005: Mit dem Titel in den SummerSlam gegangen, musste sich der damalige Champion seinem Herausforderer gleich drei Wochen in Folge geschlagen – jedes Mal in unter 30 Sekunden.
Die Geschichte begann dabei ganz unscheinbar: Wie so oft, hatte der Draft das WWE Roster auch 2005 wieder einmal kräftig durcheinandergewürfelt und unter anderem Chris Benoit nach knapp eineinhalb Jahren bei RAW zurück an Smackdown verwiesen. Doch von Eingewöhnungszeit keine Spur. Schon knapp einen Monat nach seiner Rückkehr zum blauen Brand wurde deutlich, wohin die Reise für den Kanadier diesmal gehen sollte. Nachdem er sich mit einem Sieg über Booker T an die Spitze der Herausforderer auf den United Staates Titel gesetzt hatte, bekam er es beim Great American Bash mit dem aktuellen Champion Orlando Jordan zu tun.
In einem ausgeglichenen Match war es diesmal noch Jordan, welcher sich nach einer knappen Viertelstunde den zuvor entblößten Turnbuckle zunutze machen konnte, um seinen Gegenüber zu besiegen. Doch schon eine Woche später verdeutlichte Benoit mit einem an der Seite von Booker T errungenen Tag Team Sieg über Jordan und Christian seine Ambitionen den Titel erneut in Angriff nehmen zu wollen.
25.5, 23.4, 22.5 – Immer eine Sekunde voraus
Beim SummerSlam standen sich Jordan und Benoit deshalb erneut gegenüber – wenn auch nur für wenige Momente. Trotz einer forschen Anfangsoffensive Jordans gelang es Benoit innerhalb weniger Sekunden den Champion im Crippler Crossface zum Abklopfen zu bringen. – 25,5 Sekunden, um es genau zu nehmen. So ergab es jedenfalls die genaue Zeitmessung bei der nachfolgenden Smackdown-Ausgabe.
Benoit selbst zeigte sich ebenfalls mehr als amüsiert über seinen Titelgewinn im Schnelldurchlauf. Mehrfach demonstrierte er, was man in 25,5 Sekunden sonst erledigen könne, indem er bei gleichzeitigem Abspielen einer Wiederholung des Summerslam Matches etwa einen Kaffee zubereitete oder die Toilette aufsuchte. Diese Häme konnte Jordan, der seine Niederlage öffentlich mit seinen fehlenden Knee Pads erklärt hatte, kaum auf sich sitzen lassen und nahm es erneut mit Benoit auf. – Mit wenig Erfolg: Diesmal musste er sich sogar schon nach 23,4 Sekunden dem Crossface beugen.
Im dritten Versuch musste sich Jordan schließlich gar in 22,5 Sekunden geschlagen geben. Als der mittlerweile schon notorische Verlierer sich an ein viertes Singles Match mit Benoit wagte und, beflügelt von einem Tag Team Sieg, welchen er an der Seite von Christian über den US Champion und Booker T hatte erringen können, erstmals seit Wochen auch nach einer halben Minute gegen Benoit sich noch nicht hatte geschlagen geben müssen, verfiel Jordan umgehend in einen spontanen Freudenausbruch – nur, um sich knapp 20 Sekunden später erneut dem Titelträger geschlagen geben zu müssen.
Vierkampf zum Finale
Zumindest gegen andere Gegner schien sich Jordan aber noch besser zu schlagen. Als auch die ebenfalls miteinander verfeindeten Booker T und Christian ihrerseits Ambitionen auf den United Staates Titel anmeldeten, gelang es Jordan beide in einem Triple Threat Match zu besiegen - und versetzte so die meisten Beobachter, insbesondere den US-Champion selbst, in Staunen. Benoit stand es jedoch frei den nächsten Herausforderer das Gold selbst auszuwählen – und entschied sich als vorbildlicher "Fighting Champion" kurzer Hand für alle drei.
Trotz der zahlenmäßig unvorteilhaften Ausgangssituation gelang es dem Kanadier bei No Mercy auch diesen Kampf für sich zu entscheiden, indem er Christian im Sharpshooter zu Aufgabe brachte. Wenige Tage später musste sich auch Orlando Jordan dank diesem Manöver ein letztes Mal dem Canadian Crippler beugen. Nach all den mitunter deutlichen Demonstrationen seiner Überlegenheit über Jordan wurde so ein Schlussstrich unter dessen Auseinandersetzung mit Benoit gezogen, um so mit Booker T Platz für einen neuen Herausforderer zu machen, der sich schon zu WCW-Zeiten als ausdauernder im ständigen Duell mit Benoit gezeigt hatte. Jordan hingegen verschwand bald in der Versenkung des WWE-Programms - und das ist wohl die Ironie der Geschichte: Bis zu seiner Entlassung ein knappes Jahr später wurde Jordan nie wieder so viel TV-Zeit geschenkt wie in jenem Programm, dass ihn meist schon nach wenigen Sekunden als Verlierer darstehen ließ.