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Mit den kreativen Prozessen in Wrestlingligen wie der WWE ist es so eine Sache. Einerseits ist es menschlich mehr als verständlich, dass niemand auf Anordnung 365 Tage im Jahr gleich erfinderisch zu sein – vor allem, wenn neben aktuellen Storylines für mehrere TV-Shows auch Werbung, Matchkonzepte und nicht zuletzt neue Wrestlernamen erdacht werden müssen. Andererseits werfen viele Ergebnisse der letztgenannten Aufgabe die Frage auf, inwiefern man sich wirklich mit der Betitelung neuer Superstars beschäftigt.
Schon zu WWF-Zeiten hatte man lyrische Ergüsse wie Brutus Beefcake, Max Moon, The Ringmaster oder nicht zuletzt Beaver Cleavage zu verantworten – zumal es die WCW fairerweise mit G.I. Bro, Meat, dem Shockmaster und den Ding Dongs nicht besser machte. Aber gerade seit man Mitte der 2000-er Jahre in der McMahon-Chefetage auf die Idee gekommen war, dass die Patentierung von schon vor der WWE-Karriere verwendeten Namen ungleich komplizierter ist, war der Bedarf an neuen Namenskreationen rasant angestiegen. Ergebnisse wie Jack Swagger, Luke Gallows, Eli Cottonwood, Kelly Kelly, Skip Sheffield, Lucky Cannon, Bo Dallas und Dolph Ziggler verfestigten im Internet die Theorie, dass man die Namen seine Debütanten einfach würfeln würde. Weniger später hatte das World Wide Web seinen ersten "Generic Wrestling Namegenerator".
Im Jahr 2013 drehte ein Neuling, dessen Name direkt aus der 90er-Jahre Version des Namengenerators zu stammen schien, den Spieß jedoch um. Wo es Kandidaten wie Dolph Ziggler gelang trotz ihres unvorteilhaften Namens in der WWE Fuß zu fassen, definierte er sich wochenlang über nichts anderes. Das Ergebnis konnte sich schon nach wenigen Monaten sehen lassen. Ein WrestleMania-Programm mit Chris Jericho, sehenswerte Publikumsreaktionen und nicht zuletzt ein eine Top 50 Platzierung in den britischen Single Charts. Sein Name: Fandango.
Say my name, say my name
Wochenlang kündigte die WWE im Frühjahr 2013 das Debüt von Fandango, der – wie könnte es nach dem WWE'schen "nomen est omen"-Prinzip auch anders sein – ein begnadeter Tänzer war, bei Monday Night RAW oder Smackdown an. Jedes Mal erschien der Neuling begleitet von einer rassigen Tänzerin, die mit einer paar Tango-Schritten über das Parkett führte in die Halle, nur um den Zuschauern dann sein Debütmatch zu verweigern, weil der Ringannouncer seinen Namen nicht richtig ausgesprochen habe. Zack Ryder, Kofi Kingston, Justin Gabriel, Tensai und der Great Khali müssten nach diesem Prinzip auf ein Match mit Faaan-Daaaan-Goo verzichten.
Am 18. März begegnete Fandango schließlich backstage Chris Jericho und erklärte diesem bereitwillig die Aussprache seines Namens. Der Ayatollah of Rock'n'Rolla antwortete jedoch bloß mit absichtlich falschen Varianten, um so Kreationen wie Fan-Dumbo, Fan-Dunghole, Fan-Django und Fan-Wanko-Tango zum Besten geben zu können. Fandango reagierte höchst pikiert und drohte Jericho, dass dieser die Aussprache Namen noch lernen würde. Was er damit meinte, zeigte er bald. Noch in derselben Woche kostete Fandango bei Smackdown Jericho dessen Match gegen Jack Swagger, beim nächsten RAW attackierte er Jericho nach dessen Kampf gegen Dolph Ziggler gemeinsam mit Zigglers Bodyguard Big E. Langston. In beiden Fällen vergaß er natürlich nicht Jericho die richtige Betonung von Faaan-Daaaan-Goo mit auf den Weg zu geben.
Jericho reagierte auf seine Weise und ließ von Vickie Guerrero ein Aufeinandertreffen der beiden WrestleMania XXIX arrangieren. Fandango schien mit Aussicht auf die "Biggest Stage of 'em All" dann auch mit mehr vorzuhaben sich vor seinem ersten Kampf zu drücken. Stattdessen ging er sogar dazu über Kopfspielchen mit Jericho zu treiben und begleitete beim letzten RAW vor Wrestlemania dessen Match mit Antonio Cesaro, indem er die Moves des einstmaligen Teilnehmers an der beliebten Celebrity-Tanzshow "Dancing with the Stars" mit Scorecards bewertete.
Fandangoing Worldwide
Aber dem Tänzer gelang es tatsächlich auch seinen Worten Taten folgen zu lassen. Obwohl Jericho im vorherigen Verlauf des Kampfes sowohl den Codebreaker als auch den Lionsault anbringen konnte, konterte Fandango die Walls of Jericho mit einem Inside Cradle aus und sicherte sich so den Sieg. Fandango wurde damit zum ersten WWE Superstar, der bei WrestleMania debütiert und gleichzeitig sein Debüt-Match auch gewonnen hatte.
Beim ersten RAW nach WrestleMania begann sich dann plötzlich auch die breite Masse für Fandangos Tanzprogramm zu begeistern. Während er gerade ein Match gegen Kofi Kingston bestritt, welches er letztlich wegen eines Eingriffs Chris Jericho per Disqualifikation gewann, sangen die Fans durchgehend Fandangos Themesong mit und lösten so einen kleinen medialen Hype um den Tanzbären aus.
ChaChaLaLa, so der gewohnt kreative Name des Stückes, schoss innerhalb kürzester Zeit bis auf Platz 44 der britischen Single Charts und weltweit präsentierten Fans ihre Interpretationen von Lied und zugehöriger Choreographie im Internet. Innerhalb kürzester Zeit griffen Nachrichtensender das als "Fandangoing" bezeichnete Phänomen auf. Sportteams aus aller Welt, von den Kansas City Royals über den Stoke City FC bis hin zu den Glasgow Rangers, spielten ChaChaLaLa in ihren Stadien. Selbst die Tierschutzorganisation Peta beteiligte sich mit "Fandangoing Vegan" an der rasanten Verbreitung des Ohrwurm-Hits.
"Dancing with the Stars" goes Monday Night
Auf seinen Erfolg angesprochen fiel der Tänzer jedoch eine Woche später sogleich in alte Verhaltensmuster zurück und verweigerte dem Publikum jedes gemeinsame Fandangoing, weil diesem die adäquate Aussprache seines Namens einmal mehr nicht gelungen sei. Die WWE-Fans sollten das nicht vergessen und kosteten Fandango und seiner Tanzpartnerin Summer Rae mit ihrer Stimme ein Dance Off gegen den Great Khali und Natalya.
Gleichzeitig zeigte auch Jericho, der bei "Dancing with the Stars" zwar bloß auf dem siebten Platz abschnitt, aber dennoch die Jury mehrfach mit seinen Leistungen imponierte, dass er noch immer über Tanzerfahrung verfügte. Zuerst schnappte er sich bei einem von Fandangos Auftritten spontan Summer Rae, um diese selbst über das Parkett zu schwingen, dann bildete er Anfang Mai gemeinsam mit Brodus Clay, Sweet T, Naomi und Cameron selbst eine Jury, um Fandangos Manöver im Kampf gegen R-Truth zu bewerten – und provozierte den Tänzer genug, um Fandangos Countout und damit dessen erste Niederlage zu erwingen.
Daraufhin sollte es zum erneuten Duell zwischen Jericho und Fandango kommen. Zunächst aber nicht in einem Wrestlingmatch, sondern in einem Tanzduell. Während Fandango wie gewohnt mit Summer Rae antrat, holte sich Jericho dafür prominente Unterstützung: Die "Dancing with the Stars"-Tänzerin Edyta Sliwinska. Natürlich hatte Jericho mit der polnischen Profitänzerin, welche immerhin schon Evander Holyfield, George Hamilton und Lawrence Taylor das Tanzen beigebracht hatte, den Favoritenstatus inne - zumal er, wie er sofort betonte, in seiner Karriere ja auch bereits der erste "WWE Musical Chair"- und "Price is RAW"-Champion der WWE-Geschichte geworden sei. Doch Fandango wusste auf die schlechten Vorzeichen zu reagieren. Umgehend täuschte Summer Rae bei ihrem Einsatz eine Verletzung vor und ermöglichte ihrem Partner so eine ungehinderte Attacke gegen Jericho. Y2J bekam allerdings bald die Chance zur Revanche. Mit dem Codebreaker besiegte er Fandango in einem Match bei Extreme Rules und auch einen Tag später fuhr er gemeinsam mit The Miz einen Tag Team Sieg über seinen Tanzrivalen ein, um so gleichzeitig einen Schlussstrich unter seine Auseinandersetzung mit Fandango zu setzen.