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Exakt 500 Tage dauerte in den Jahren 1996 und 1997 das Schreckensregiment von WCW World Champion Hollywood Hogan – unterbrochen nur von einem kurzen Intermezzo von Lex Luger. Mit der New World Order als mächtigster Gruppierung der Ligageschichte im Rücken konnte niemand Hogan dauerhaft gefährlich werden – bis Sting auf der Bildfläche erschien. Der stille Rächer, der der WCW zu Beginn der NWO-Storyline den Rücken gekehrt hatte, wurde schließlich zu ihrer letzten Hoffnung.
Die Wurzeln der Fehde zwischen Sting und Hollywood Hogan reichten zurück bis zur legendären Ankunft von Scott Hall und Kevin Nash im Sommer 1996. Sting war als langjähriges Aushängeschild der WCW der Erste, der sich den Invasoren entgegenstellte – und er war einer der Leidtragenden, als Hulk Hogan beim Bash At The Beach die Welt schockierte und gemeinsam mit den Outsiders Kevin Nash und Scott Hall die NWO gründete.
Sting stand in den darauf folgenden Monaten beim Kampf gegen die NWO an vorderster Front. Umso größer war der Schock, als Sting sich kurz vor einem War Games Match zwischen WCW und NWO bei Fall Brawl 1996 gegen seinen Freund Lex Luger wandte und sich der NWO anschloss. Was zu diesem Zeitpunkt niemand wusste: Es war nicht der echte Sting, sondern ein von der NWO angeheuerte Doppelgänger, der Zwietracht säen sollte. Sting beteuerte seine Unschuld, doch niemand glaubte ihm. Der NWO-Sting alias Jeff Farmer tauchte dann auch bei den War Games auf der Seite der NWO auf – bis der echte Sting hinzukam und die NWO vermöbelte. Anschließend jedoch verließ er die Szenerie und ließ die WCW im Stich – er war sauer darüber, dass es ihm selbst seine treuesten Freunde zugetraut hatten, dass er sie verraten hätte. Er erklärte sich beim darauf folgenden Nitro zum „Free Agent“ – in einer Promo, die er demonstrativ mit dem Rücken zur Kamera abhielt.
Der Stinger wandelt sich drastisch
In den Wochen und Monaten darauf sah man Sting nicht mehr im Ring. Regelmäßig jedoch fingen ihn Kameras ein, wie er sich in den Dachkonstruktionen der Hallen aufhielt und mit unbeweglicher Miene das Geschehen in der WCW beobachtete. Er änderte seinen Look drastisch: Er ließ sich die Haare lang wachsen, hüllte sich in einen schwarzen Trenchcoat und bemalte sein Gesicht nicht mehr bunt, sondern schwarz-weiß, so dass er äußerlich stark an Brandon Lee im Kultfilm „The Crow“ erinnerte. Außerdem legte er sich eine neue Waffe zu: Einen schwarzen Baseballschläger.
Vereinzelt seilte sich der Stinger von der Hallendecke herab und trat Vertretern der WCW als auch der NWO wortlos gegenüber. Keiner konnte sich einen Reim darauf machen, auf welcher Seite er stand. Bei Starrcade 1996 etwa beehrte er den Ring bei einem Match zwischen Lex Luger und dem Giant von der NWO. Er flüsterte beiden etwas ins Ohr und ließ seinen Baseballschläger zwischen den beiden Kontrahenten, so dass sie sich darum zanken konnten. Luger hatte hierbei das bessere Ende für sich und besiegte den Giganten.
Zeitweise bekam Sting in seiner neuen Umgebung Gesellschaft vom Macho Man Randy Savage, der sich jedoch bald darauf der NWO anschloss. Sting nahm es ungerührt zur Kenntnis. Mehr noch: Er selbst begab sich im Vorfeld eines weiteren Multi-Man-Matches zwischen der WCW und der NWO bei Uncensored 1997 in die Nähe der Bösewichte. Er kam mit der NWO zum Ring und ließ sich sogar von Hollywood Hogan umarmen – ohne die Geste jedoch zu erwidern. Er blieb weiterhin völlig emotionslos.
Die Absichten werden klar
In besagtem Cage Match traten drei Vierer-Teams an: Die von Lex Luger geführte WCW, die NWO um ihr Mastermind Hogan und ein drittes Team um Roddy Piper. Wie gewohnt siegte das Team der NWO mit unfairen Mitteln, als der von ihr angeheuerte NBA-Star Dennis Rodman dem bereits ausgeschiedenen Randy Savage eine Sprühdose überreichte, mit der er Luger als letzten verbliebenen Gegner niederschlug. Die NWO war schon dabei, die Halle zu verlassen, als der Stinger in die Siegesfeier platzte und sich in den Ring herabließ. Die NWO ging sofort auf ihn los, doch er wehrte Savage, Hall und Nash mit seinem Baseballschläger ab und verpasste ihnen nacheinander den Scorpion Death Drop. Hogan traute sich nicht, Sting gegenüber zu treten – bis dieser seinen Schläger zu Boden legte. Hogan ging dann in den Ring – nur um ebenfalls mit dem Death Drop abgefertigt zu werden.
Damit war klar, auf welcher Seite Sting stand und wer sein Hauptziel war: Hogan. Es dauerte dann aber wieder einige Monate, bis sich die WCW-Oberen anschickten, an einem Aufeinandertreffen der beiden zu basteln. Im Juli trat WCW-Autoritätsperson JJ Dillon vor die Kameras und erklärte es zu seinem Ziel, Sting binnen zwei Monaten wieder unter Vertrag zu nehmen. Er überreichte ihm bei einer Nitro-Ausgabe einen Vertrag, der unter anderem ein Match mit dem NWO-Mitglied Curt Hennig vorsah – doch zum Entsetzen von Dillon und den Fans zerriss Sting den Kontrakt wortlos. Einige Wochen später rief Dillon Sting ein weiteres Mal heraus und fragte ihn, was er denn verlange, dafür dass er wieder bei der WCW anheure. Sting nahm darauf ein Fanschild mit der Aufschrift „Hogan vs. Sting“ in die Hand.
Kinderstimmen und ein Geier
Beim Clash Of The Champions im August 1997 zeigte sich Sting dann erneut unter der Hallendecke, während die NWO sich im Ring selbst feierte. Er hatte einen Geier bei sich und aus den Boxen ertönte eine Kinderstimme, die folgende Zeilen verlas:
When a man's heart is full of deceit it burns up, dies, and a dark shadow falls over his soul. From the ashes of a once great man has risen a curse, a wrong that must be righted.
We look to the skies for a vindicator, someone to strike fear into the black heart of the same man who created him.
The battle between good and evil has begun.
Against an army of shadows comes the Dark Warrior, the purveyor of good, with a voice of silence, and a mission of justice...
This is Sting.
Anschließend ging das Licht aus und wieder an und der Geier thronte plötzlich auf dem Ring, worauf die NWO-Mitglieder mit sichtbarem Muffensausen reagierten. Dillon versprach Sting darauf bei Nitro, bis zum Jahresende ein Match zwischen ihm und Hogan festzuzurren. Schon da war abzusehen, dass der Showdown wohl bei Starrcade steigen würde, dem wichtigsten WCW Pay Per View im Dezember. Bis dahin gab es jedoch noch zahlreiche Verwirrspiele mit falschen Stings und ebenso vielen Attacken des echten Stings auf Hogans NWO-Lakaien, die er regelmäßig mühelos abfertigte.
Ende Oktober schließlich unterschrieb der Stinger einen Vertrag für ein Match mit Hogan bei Starrcade. Zwei Wochen später kam es bei einem Nitro zur ersten Begegnung zwischen und Hogan und Sting bei einem WCW-Ring bei Uncensored. Sting seilte sich ab und wurde schließlich von Hogan niedergeschlagen, als der sich von Savage ablenken ließ. Die gesamte NWO prügelte dann auf den Stinger ein und Hogan verpasste ihm als Krönung drei Legdrops. Sting wurde dabei so stark zugesetzt, dass mehrere Wochen von ihm nichts zu sehen war und sich die Kommentatoren ernsthaft sorgten, dass er verletzt wäre und das Starrcade-Match platzen könnte.
Kontroversen statt Klarheit
Nur Doppelgänger von Sting waren in den Wochen darauf zu sehen – unter anderem Kevin Nash, der mit einer Sting-Maske verkleidet Scott Hall zum Sieg bei der 60-Mann-Battle-Royal bei World War III verhalf. Eine weitere Gestalt mit einer Sting-Maske ließ sich bei einer Nitro-Ausgabe Anfang Dezember blicken, während die NWO auf Diamond Dallas Page losging. Hogan wies seine Kollegen an, ihm den „Dummy“ zu bringen. Er nahm ihm die Maske ab – und darunter war… der echte Sting, der den Ring von der NWO säuberte. Die Kopfspiele endeten schließlich bei der Weihnachtsausgabe von Nitro, bei der Sting Hogan ein ganz besonderes Geschenk zukommen ließ: Eine Nachbildung von Hogans abgetrenntem Kopf.
Dann aber endlich stieg bei Starrcade das vielleicht am heißesten ersehnte Match der WCW-Geschichte. Doch der Showdown warf mehr Fragen auf, als er beantwortete. Jeder Zuschauer erwartete einen klaren Sieg des Stingers, doch stattdessen war es Hogan, der die Schultern des Herausforderers nach nur zehn Minuten mit dem Legdrop bis drei auf die Matte brachte. Der mit der NWO verbandelte Ringrichter Nick Patrick zählte jedoch nach Meinung des an dem Abend als Offiziellem fungierenden WCW-Neuzugangs Bret Hart zu schnell und das Match wurde neu gestartet. Hart schlug Patrick k.o., Hogan musste widerwillig zum Ring zurück und wurde dort schließlich mit ein paar Stinger Splashs und dem Scorpion Death Lock abgefertigt, nach dem Hart kurz nach dem Montreal Screwjob das Match abläuten durfte. Hinterher kam das gesamte WCW-Roster zum Ring, um den neuen Champion zu feiern.
Doch beim darauf folgenden Nitro kam es, wie es kommen musste: Hogan klagte lauthals darüber, dass er um den Titel betrogen wurde und JJ Dillon gewährte ihm ein Rückmatch noch am selben Abend. Das Match wurde allerdings nicht vollständig ausgestrahlt, da man sich das Finish für das Debüt der neuen Show Thunder aufhob. Das Match endete erneut kontrovers: Wieder gab es einen angeblichen Fast Count Patricks und wieder siegte am Ende trotzdem Sting. Da das wieder niemanden zufrieden stellte, erklärte Dillon den Titel bei Thunder für vakant. Sting musste ihm den Gürtel an ihn übergeben und nutzte die Gelegenheit zu den ersten Worten, die er seit seiner Rückkehr sprach: „You… you’ve got no guts.“ Dann wandte er sich an Hogan: „You… you’re a dead man.“
Savage macht den Unterschied
Wie es nun weiter gehen würde, wurde beim NWO Pay Per View Souled Out verkündet – von Roddy Piper, den die WCW-Oberen als unabhängigen Berater anhörten. Piper erklärte, dass Hogan beim Super Brawl noch einmal auf Sting treffen würde – sehr zum Verdruss von Hogans NWO-Kollege Scott Hall, der sich durch einen Sieg bei World War III auch in der Warteschleife für ein Titelmatch befand. Einen Vorgeschmack auf das Match gab es am selben Abend, als Sting seinem Freund Lex Luger zu Hilfe kam, als der von der NWO attackiert wurde. Hierbei nahm Sting Hogan abermals in den Scorpion Death Lock, ehe die Veranstaltung vom Sender ging.
Der Stinger sollte in den Wochen vor dem Super Brawl aber nicht das einzige Problem Hogans sein: Auch innerhalb der NWO kriselte es. Speziell Randy Savage stellte Hogans Führungsanspruch immer lauter in Frage. Die Angelegenheit eskalierte so weit, dass sich die NWO gegen Savage wandte und ihn beim letzten Thunder vor dem Super Brawl attackierte und zum Ring schleifte, wo er eigentlich ein Match gegen Sting bestreiten sollte. Hogan jedoch erklärte das Match für geplatzt und meinte, dass Sting sich ja eh nicht trauen würde, der ganzen NWO gegenüber zu treten. Das tat er natürlich doch und verjagte gemeinsam mit Luger einmal mehr die Übermacht.
So sehr wie die eigentliche Fehde zwischen Hogan und Sting in den Wochen zuvor aus dem Fokus geraten war, konnte man sich schon denken, dass auch das Super Brawl Match nicht ohne Eingriffe über die Bühne ging. Das Chaos begann, als Ringrichter Charles Robinson ausgeknockt wurde und Nick Patrick seinen Platz einnahm. Zu Hogans Entsetzen war der aber mittlerweile vom Glauben abgefallen und leitete das Match fair. Als auch Patrick von Hogan ausgeknockt wurde, kam wie üblich der Rest der NWO zum Ring, doch auch Savage mischte mit und verpasste Hogan einen Schlag mit einer Sprühdose. Der wieder erwachte Patrick zählte dann das Cover zu Gunsten Stings durch. Anschließend sprühte Sting Hogan den Schriftzug „WCW“ auf den Rücken.
Im Wesentlichen war das der Endpunkt der Hogan-Sting-Fehde. Es gab in der Folge zwar noch Aufeinandertreffen der beiden, aber kein großes One On One Match mehr. Sting musste sich nach seinem Titelgewinn in erster Linie mit Savage beschäftigen, der sich kurz darauf gegen ihn wandte und ihm den Titel schließlich auch abnahm.
- Das erste Match zwischen Hogan und Sting bei Starrcade bescherte der WCW mit einer Buyrate von 1.9 die meisten PPV-Käufe seit der Trennung von der NWA.
- Das Ende genau dieses Matches und die Nachwehen bei Nitro erhitzten die Gemüter der Fans, statt sie zufrieden zu stellen. Jeder hatte einen klaren Sieg des Stingers erwartet anstatt des konfusen Szenarios, das sich stattdessen ereignete. Gerüchten zufolge war auch genau dieser klare Sieg geplant – was Hogan jedoch mittels seiner berüchtigten Creative-Control-Klausel verhindert haben soll. Man einigte sich demnach auf das kontrovers-chaotische Ende. Doch was noch für mehr Aufregung sorgte, war der Umstand, dass der angebliche Fast Count von Nick Patrick keiner war. Wer ihn stoppt, wird feststellen, dass er nicht kürzer als drei Sekunden dauerte – genau deshalb waren die Fans in der Halle am Ende auch völlig verwirrt. Es hält sich das böse Gerücht, dass Hogan Patrick vor dem Match dafür bezahlt hat, den Count regulär zu zählen, um seinen Nimbus zu wahren und Stings Glaubwürdigkeit zu zerstören. Ob es stimmt oder nicht: Durch Patricks langsamen Count verkehrte sich das Matchfinish in das genaue Gegenteil von dem, was es eigentlich aussagen sollte. Es erschien, als ob Hogan von Bret Hart betrogen worden wäre – und nicht Sting von Hogan.