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Betrachtet man die großen Rivalitäten in der ereignisreichen WCW-Karriere Hulk Hogans, so fällt auf, dass so ziemlich jeder seiner Kontrahenten dem gleichen Muster zu folgen schien. Sei es Ric Flair, Sting, Roddy Piper, Randy Savage, Kevin Nash, The Giant oder Goldberg, der Hulkster traf stets auf Wrestler, die entweder bereits gemachte Superstars oder auf Grund ihrer körperlichen Überlegenheit auf dem besten Weg zu einem solchen waren.
Erst im Spätherbst der Promotion – im Jahre 2000 – sollte diese Regel ihre erste Ausnahme finden. Statt auf ein weiteres muskelbepacktes Monster, dessen einziges Ziel es sein sollte Hulkamania ein Ende zu bereiten, sollte sich Hogan nun ein völlig untypischer Gegner gegenüberstellen - Klein, wendig und bisher im WCW-Machtgefüge nie über die Midcard hervorgestoßen. Ein Typ, von der Hulkster vorher in einem (realen) Interview erklärt hatte, dass er so ein Typ sei, der es nie nach oben schaffen würde. Der Name des Mannes: Billy Kidman.
Die jungen Wilden greifen nach den Sternen
So untypisch die Konstellation Hogan-Kidman auf den ersten Blick auch erscheinen mag, so sinnbildlich stand sie doch für ihre Zeit. Nachdem die Risse im Fundament der WCW immer deutlicher wurden, rauften sich ausgerechnet die einstigen Erzrivalen um den Chefsessel der Promotion, Eric Bischoff und Vince Russo, zusammen um einen radikalen Neuanfang zu wagen. Nach einer zweiwöchigen Pause übernahmen sie am 10. April 2000 die Liga und erklärten nicht bloß alle Titel umgehend für vakant, sondern schossen zudem sogleich gegen sämtliche bisherigen Stützen der Promotion: Scott Hall, Kevin Nash, Sting, Sid Viscious, Diamond Dallas Page, Lex Luger - ein jeder von ihnen bekam sein Fett weg. Doch auf einen konzentrierte sich die Verbalattacke Russos und Bischoffs besonders: Hulk Hogan. Ausgerechnet Bischoffs langjährigen Schützling erklärten beide zu ihrem größtem Fehler und nahmen sich vor diesen wieder gut zu machen. Mit einer Gruppe an jungen, hungrigen Wrestlern, dem "New Blood", wollten beide mit den festgesessenen Strukturen der Liga aufräumen und Platz für eine neue Generation der WCW schaffen.
Und noch der selbe Abend gab Aufschluss darüber wohin der neue Weg des New Blood führen möge: Nachdem Billy Kidman den neuen Kurs seiner Bosse beherzigte, sich Hulk Hogan im Ring stellte und dem Mann, der sich zuvor so despektlierlich über ihn geäußert hatte, in einem heißen Wortgefecht erklärte, mit Herz und Talent zwei essentielle Eigenschaften zu haben, die der Hulkster nie besessen habe, kam es zu einem Handgemenge der beiden WCW-Wrestler, das grade als der Publikumsliebling Hogan die Oberhand zu gewinnen schien ein jähes Ende fand: Eric Bischoff streckte den Immortal mit einem Stuhl nieder und zählte für Kidman den symbolischen Pinfall gegen den blutüberströmten Hulkster durch. Der Weg zum Sprung an die Spitze für den Cruiserweight Kidman schien geebnet.
Hogan sinnt auf Rache – doch erliegt der Übermacht
Während sich in der WCW nun ein Krieg zwischen dem New Blood und den im "Millionaire's Club" versammelten Altstars anzubahnen schien, wollte Hogan vor allem persönlich Rache an Bischoff und Kidman nehmen. Bei Spring Stampede kostete er Kidman mit einem Bodyslam durch das Kommentatorenpult den Sieg in dessen Match mit Vampiro und machte sich gleich danach auf sich auch Eric Bischoff vorzunehmen. Nur in letzter Sekunde gelang es Vince Russo einen ganzen Trupp an Sicherheitskräften zu alamieren, die den mehrfachen World Champion aus der Halle eskortierte. Einen Tag später bei Nitro sollten selbst diese nicht mehr ausreichen, um Hogan aufzuhalten. Dieser fand den sich versteckenden Kidman schließlich im Parkhaus und streckte sowohl ihn als auch seine Freundin Torrie Wilson nieder, Bischoff konnte sich jedoch durch den nun ebenfalls auf seine Seite wechselnden Bret Hart erneut retten.
Um Kidman vor dem Zorn des Hulksters zu schützen, stellte ihm Bischoff in der nächsten Woche Mike Awesome zur Seite, um es mit Hogan in einem Tag Team Match aufzunehmen. Der Hulkster jedoch erschien ohne Tag Team Partner und bekam die Konsequenzen dieser Entscheidung sofort zu spüren. Nicht nur, dass er sich schließlich seinen beiden Kontrahenten geschlagen geben musste, Billy Kidman sollte sogar den Sieg mit der berühmten Finish-Sequenz des Hulksters einfahren und so die Demontage der lebenden Wrestling-Legende komplett machen. Selbst der anschließende Eingriff von dessen Kumpel Kevin Nash verpuffte als Torrie Wilson Big Sexy mit einem Low Blow in die Knie zwang.
Familienbande halten Hogan über Wasser
Beflügelt von ihrem Erfolg rühmten sich Kidman und Torrie Wilson nun bei Thunder damit Hulk Hogan ins Krankenhaus befördert zu haben und stellten eine offene Herausforderung an jeden, der Hogan Gesellschaft leisten wolle. Angenommen wurde diese ausgerechnet von Horace Hogan, dem Neffen der Legende, der Kidman auch beinahe an den Rand einer Niederlage brachte, ehe ein erneuter Eingriff Eric Bischoffs dessen Schützling einmal triumphieren lassen sollte.
Auch die Rückkehr des Hulksters selbst sollte nicht erfolgreicher verlaufen. Als er versuchte seinen Neffen vor einer weiteren Attacke Kidmans zu schützen, fiel er erneut dessen Leibwächter Mike Awesome zum Opfer und musste noch am selben Abend gegen diesen die zweite Niederlage in Folge einstecken, als es diesmal Kidman war, der seinem Partner zum Sieg verhalf.
Umso schlechter schienen die Vorzeichen zu stehen, dass Hogan sein erstes echtes Singles Match gegen Kidman bei Slamboree für sich entscheiden können sollte, denn niemand geringerer als Eric Bischoff war für dieses Aufeinandertreffen als Special Referee angesetzt. Wie kaum anders zu erwarten war sollte er Hogan mehrfach den Pinfall verweigern, während sich dieser mit Kidman unter Einsatz mehrerer Tische eine erbitterte Schlacht lieferte, in deren Verlauf schließlich auch Bischoff selbst ausgeknockt werden sollte. Diese Chance nutzte Hogan schließlich, um Billy Kidman durch einen weiteren Tisch zu schmettern, während Horace die Hand des regungslosen Eric Bischoffs zum Three Count auf die Ringmatte fallen ließ und so seinem Onkel den ersten Teilerfolg über seinen Erzfeind bescherte.
Horace lässt alle Bünde reißen
Um seinem Frust über die Niederlage Luft zu machen, bookte Eric Bischoff daraufhin Horace in ein Match gegen Billy Kidman, bei dem die Karriere des Hogan-Neffen auf dem Spiel stehen sollte. Immer wenn Horace kurz vor dem Sieg stand, fügte Bischoff eine weitere Stipulation hinzu, die Kidman die Fortführung des Matches erlaubte und Horace schließlich gar vor einer Überzahl von 4 Leuten unter Hardcore-Regeln gegenübergestellt sah. Dieser Übermacht musste er sich schließlich geschlagen geben, aber dennoch verzichtete Bischoff auf eine Kündigung. Stattdessen setzte er für die kommende Woche ein Three Way Match zwischen ihm, Billy Kidman und Hulk Hogan an. Während beide Hogans über diese Entwicklung zunächst nicht glücklich schienen, schockte Horace schließlich die Liga als er seinen Onkel hinterrücks mit einem Stuhl niederstreckte und den Sieg einfuhr.
Nachdem sich der Hulkster nun auch noch von seiner eigenen Familie hintergangen sehen musste, zeigte er sich kompromissloser denn je: Umgehend handelte er mit Kidman ein weiteres Match beim Great American Bash aus, das ihm im Falle eines Sieges ein Titelmatch, im Falle einer Niederlage aber sein Karriereende einbringen würde, um sich dann seinen Neffen Horace vorzunehmen. Dessen neue Allianz mit Kidman sollte nun aber ebenfalls in die Brüche gehen. Denn als Kidman mit ansehen musste wie seine bisherige Freundin Torrie Wilson dem Hogan-Neffen eindeutige Avancen machte, schlug er diesen nieder und ermöglichte so dem Hulkster den Sieg über seinen Neffen.
Eric Bischoff versuchte die Wogen zwischen den beiden Streithähnen zu glätten und ernannte gleichzeitig Horace Hogan zum Special Referee für den finalen Showdown zwischen Kidman und dem Hulkster, doch die folgenden Wochen offenbarten immer wieder die Spannungen zwischen Horace, Kidman und Torrie Wilson. Im Endeffekt war es schließlich letztere die den Ausschlag dafür geben sollte, dass Kidman auch das zweite Pay Per View Aufeinandertreffen gegen Hogan verlieren sollte. Genervt von Kidman schob sie zunächst Hogan einen Schlagring zu und ermöglichte es ihm dann mit ihrem zusätzlichen Eingreifen den Sieg über ihren Ex-Freund zu erringen und sich damit wieder auf Kurs Richtung World Titel zu bringen.
Mit der Beziehung zu Torrie schien auch Billy Kidmans Bindung an die New Blood in die Brüche gegangen zu sein. Schon am nächsten Tag sollte er es sein, der Hulk Hogan vor einer Attacke der Bischoff-Gruppierung zu schützen versuchte und damit entgültig einen Schlussstrich unter deren Fehde setzte, die zugleich auch die letzte große Auseinandersetzung in der WCW-Karriere von Hulk Hogan sein sollte. Noch im selben Monat wurde dieser beim Bash At The Beach von Vince Russo entlassen. Aber das ist eine andere Geschichte…