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Es war ein Paukenschlag, mit dem CM Punk im Main Event des SummerSlam 2009 das WWE-Publikum schockte: Mit einem Sieg in einem TLC Match holte er sich den World Heavyweight Title von seinem Erzrivalen Jeff Hardy. Ein süßer Triumph für Punk, den er aber nicht lange auskosten konnte. Während er über dem geschlagenen Hardy thronte, ertönte plötzlich ein den Fans der Liga wohlbekannter Gong - verbunden mit der ebenso wohlbekannten Verdunklung der Arena. Als es wieder anging, lag zum Entsetzen Punks nicht mehr Hardy unter ihm, sondern der Undertaker - der sich ihn sogleich packte und per Chokeslam zu Boden warf. Der Deadman hatte sich nach einer monatelangen Verletzungspause spektakulär zurückgemeldet - und seine Ziele deutlich gemacht.
Beim nächsten SmackDown kündigte General Manager Theodore Long auch sogleich an, dass der Taker bei Breaking Point den dann amtierenden Champion herausfordern durfte - in einem Submission Match. Der wurde ermittelt in einem Cage Match zwischen Hardy und Punk, in dem die beiden auch ihre WWE-Karrieren aufs Spiel setzten. Punk siegte - und konnte sich fortan auf den Taker konzentrieren. In einer an ihn gerichteten Ansprache gab Punk sich betont gelassen: Er erklärte, dass der Taker mit seinen Kopfspielchen und seiner mystischen Aura vernebelten Geistern Angst einjagen möge, er als nüchterner Straight-Edge-Anhänger aber würde den faulen Zauber erkennen. Punk kündigte an, den Taker mit der Anaconda Vice zur Aufgabe zu bringen.
Der antwortete ohne Worte, sondern mit Taten. Am selben Abend - Punk trat in einem Match gegen Jeffs Bruder Matt an - erschien er wieder aus dem Dunkeln und verpasste Punk den Chokeslam durch den Kommentatorentisch. Punks Selbstgewissheit war davon nicht erschüttert. Er kündigte in der Woche darauf in einem Rededuell mit dem Taker an, dass er den Mythos des Takers, der seit 20 Jahren das berauschte WWE-Publikum im Griff hätte,, entzaubern und seinen eigenen Mythos festigen würde. Der Taker kündigte im Gegenzug an, dass Punk ihm im Ring seine Seele übergeben und in Frieden ruhen würde. Punk besiegte Matt Hardy am selben Abend in einem Submission Match, um Momentum für Breaking Point zu gewinnen. Als er hinterher aber seinen Titelgürtel hochhielt, ging wiederum das Licht aus - und als es wieder an war, war der Gürtel weg und befand sich plötzlich in den Händen des Taker, der auf der Einmarschrampe stand.
Montreal revisited
Der Deadman hatte einmal mehr seine mysteriöse Macht demonstriert. Was er aber nicht ahnen konnte: Das Match bei Breaking Point in Montreal sollte eine Macht entscheiden, gegen die auch er nichts ausrichten konnte. Das sollte dem Taker aber erst klar werden, als der Kampf scheinbar schon vorbei war. Überraschend schnell konnte der Deadman Punk ins Hell’s Gate nehmen und zum Abklopfen bringen. Er ließ sich auch schon mit dem Gürtel als neuer Champion feiern, als plötzlich Long im Eingangsbereich auftauchte und mit steinerner Miene unfrohe Kunde überbrachte. Long erklärte den Sieg des Takers für nichtig: Er erinnerte die Fans daran, dass das Hell's Gate von seiner Vorgängerin Vickie Guerrero verboten worden war - und dass sich daran nichts verändert hatte. Er ließ das Match neu starten.
Damit nicht genug: Als Punk nach dem Neustart die Anaconda Vice am Taker ansetzen konnte, läutete Ringrichter Scott Armstrong umgehend das Match ab - ohne dass der Taker abgeklopft hätte. Hektisch überreichte Armstrong Punk den Gürtel und machte sich ebenso wie Punk aus dem Staub, ehe der Taker das Ausmaß des Betrugs realisieren konnte. Am Schauplatz des berühmten Montreal Screwjob hatten Long und Armstrong eine neue Farce auf die Beine gestellt. Aber warum?
Der Hintergrund lautete wiefolgt: Long war in den Wochen zuvor immer und immer wieder von WWE-Chef Vince McMahon gepiesackt worden. Der hatte sich unzufrieden mit dem Zustand der von Long verantworteten Show gezeigt und Long dabei auf Bewährung gesetzt. Speziell mit Blick auf Breaking Point hatte McMahon Long gemahnt, sich etwas Großes einfallen zu lassen. Und offensichtlich las Long daraus die unterschwellige Forderung, den Taker vom Gold fernzuhalten.
Die Rache des Deadman
Während Punk sich beim nächsten SmackDown aufreizend selbst pries, als hätte er nicht mitbekommen, wie er zustande kam, bekannte Long - begleitet von einer Armee an Sicherheitskräften und mit sichtlichem Unwohlsein - dass er eine Verschwörung gegen den Taker ausgeführt hatte. Er machte - ohne es explizit zu sagen - deutlich, dass er aus Angst vor einem Jobverlust McMahons Willen vollstreckt hatte. Der wiederum gab sich überrascht von Longs Mut, sich mit einem wie dem Taker anzulegen - den Gedanken, dass er Long dazu getrieben hatte, wies er dabei weit von sich. So oder so: Der Zorn des Takers konzentrierte sich auf Long. Dessen Wunsch, dass der Taker ihm verzeihen möge, entpuppte sich schnell als reichlich naiv. Als Long sich nach seiner Ansprache von den Securitys in seine Limousine eskortieren ließ, musste er dort feststellen, dass der Taker am Steuer saß - und mit seinem unfreiwilligen Passagier in die Nacht entschwand.
In der Woche darauf überbrachten die Druiden des Takers Punk den General Manager gefesselt und geknebelt in einem Sarg liegend. Was auch immer der Taker mit Long gemacht hatte, es zeigte Wirkung: Zum Entsetzen von Punk überbrachte er dem Champion drei schlechte Nachrichten. Erstens: Das Verbot des Hell’s Gate war aufgehoben. Zweitens: Punk musste beim neuen Pay Per View Hell in a Cell den Titel in dem gleichnamigen Konstrukt gegen den Taker verteidigen. Drittens: Noch am selben Abend musste Punk in einem Non Title Match gegen den Deadman in den Ring. Dort war Punk kurz davor den Last Ride durch den Kommentatorentisch einzustecken, ehe er gerade noch so rechtzeitig in den Ring flüchtete, um den Taker durch Auszählen zu besiegen. In der Woche warnte der Taker Punk, dass er ihn bei Hell in a Cell solches Leid zufügen würde, dass er sich das mit der Alkohol- und Drogenabstinenz noch einmal überlegen würde.
So schlimm wurde es für Punk dann doch nicht, aber ohne eine Verschwörung im Rücken konnte sich Punk nicht mehr als Champion halten. Nach rund zehn Minuten trat der Taker Punk einen Stuhl ins Gesicht, mit dem der auf ihn losgehen wollte - und fertigte den Champion mit dem Chokeslam und dem Tombstone ab. Der Taker war neuer Champion - diesmal aber wirklich.
Der zweite Anlauf misslingt
Punk wollte das nicht hinnehmen und forderte beim nächsten SmackDown ein Rückmatch gegen den Taker - unter denselben Bedingungen, mit denen er ihn im ersten Duell besiegt hatte: Ein Submission Match mit Scott Armstrong als Referee und Long am Ring. Ehe Long darauf reagieren konnte, unterbrach Vince McMahon die beiden und erklärte, dass Long gerade etwas anderes verkünden wollte: Ein Fatal Four Way um den Titel bei Bragging Rights - mit Punk, Batista und Rey Mysterio. Long zeigte sich einigermaßen verdutzt von der offensichtlich nicht so von ihm geplanten Ankündigung.
Noch rätselhafter: In der Woche darauf bei SmackDown ließ sich McMahon von Punk doch noch bereitwillig überzeugen, das von ihm gewünschte Einzelmatch in der von ihm gewünschten Konstellation anzusetzen - beim SmackDown vor Bragging Rights. Mehr noch: Als Armstrong - der den Betrug bei Breaking Point ebenso widerwillig mitgemacht hatte wie Long - in der Woche darauf erklärte, dass er da nicht noch einmal mitmachen würde, brachte er ihn dazu, das noch einmal zu überdenken. Er stellte ihm - indirekt, aber überdeutlich - in Aussicht, Vater Bob Armstrong in die Hall of Fame aufzunehmen, sollte er sich kooperativ zeigen. Und so stand der Taker tatsächlich wieder vor dem gleichen Problem wie bei Bragging Rights: Im Ring CM Punk als Gegner und im Hintergrund McMahon an den Fäden, mit denen er vergleichsweise sanft, aber bestimmt an Armstrong und Long zog.
Allein: Der Masterplan sollte diesmal nicht funktionieren. Der Taker wusste diesmal, was auf ihn zukam und wich der Anaconda Vice jedes Mal schon im Ansatz aus. Auf den von Gewissensbissen geplagten Armstrong konnte Punk trotz aller Bearbeitung auch nicht zählen - spätestens, nachdem der Taker den Unparteiischen mit einem Chokeslam außer Gefecht setzte. Als der Taker dann auch Long ins Visier nahm, konnte Punk das zu einer Stuhlattacke nutzen. Anschließend setzte er die Anaconda Vice am Taker an und forderte Long auf, einen anderen Ringrichter herbeizurufen. Just als der angekommen war, drehte der Taker die Aktion aber in das Hell's Gate und zwang Punk damit zur Aufgabe.
Nachdem Punk diese Riesenchance, das Gold zurückzuholen, durch die Lappen gegangen war, wurde es auch bei Bragging Rights nichts mit seinen Titelambitionen. Der Taker pinnte in dem Four Way Batista, ohne dass Punk am Ende etwas mit der Entscheidung zu tun hatte. Punk war aus dem Titelrennen draußen - und konzentrierte seinen Zorn darüber auf Armstrong, dem er das Scheitern der Verschwörung vorhielt. McMahon gönnte seinem Günstling deshalb ein Match mit Armstrong, in dem der ehemalige Südstaaten-Wrestler Punk mutig Paroli bot, aber dann doch nach Strich und Faden vermöbelt wurde. Armstrong revanchierte sich bald darauf, indem er Punk mit einem Fastcount ein Match gegen R-Truth kostete - was Punk in seine nächste Fehde führte.
- Die Deutlichkeit, mit der Punk nach dem langen Aufbau zum Top-Heel vom Taker besiegt wurde und anschließend Gegner aus der Midcard vorgesetzt bekam, sorgte bei Fans für reichlich Diskussionsstoff - wobei es über die Hintergründe widersprüchliche Berichte gab. Der Wrestling Observer meldete damals, dass Punk sich kurz vor Hell in a Cell den Unmut der WWE-Oberen zugezogen hätte: Demnach soll er auf einer Europatour vom Undertaker auf die Seite genommen worden sein und ermahnt worden sein, dass er sich in der Öffentlichkeit nicht seinem Status entsprechend kleiden würde - und der WWE soll missfallen haben, dass Punk darauf nicht mit der gewünschten Einsicht und Demut reagiert hätte. Unter anderem soll er auf den Kleidungsstil John Cenas verwiesen haben, was ihm als ungesunde Selbstgewissheit, auf einem Level mit selbigem zu stehen, ausgelegt worden sein soll. Ob die Geschichte so stimmt und welchen Einfluss sie auf die Fehde hatte, ist aber unklar - zumal es auch Anhaltspunkte gibt, die die Theorie einer Bestrafungs-Aktion relativierten. So war die Kürze der Matches und die Platzierung des HIAC-Matches als Opener - die schnell als Anzeichen einer Demontage Punks gewertet wurden - zu erklären durch Fitness-Probleme des Undertakers nach seiner Verletzung. Zudem herrscht Konsens bei allen Beobachtern, dass in jedem Fall nie geplant war, Punk gegen den Taker gewinnen zu lassen. Falsch ist übrigens die bei vielen so angekommene Darstellung, Punk wäre für einen Verstoß gegen den formellen Dresscode der WWE sanktioniert worden: Den gab es zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr.
- Die Rolle von Vince McMahon sollte Gerüchten zufolge in einem WrestleMania-Match zwischen ihm und dem Taker münden. Durchgezogen wurde die Idee bekanntlich nicht.