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Als CM Punk im Jahr 2008 seinen Money-In-The-Bank-Koffer erfolgreich gegen Edge einlöste, setzte er Glückshormone bei einer Millionenschar von Fans frei. Endlich hatte er das geschafft, was ihm aus Sicht so mancher eigentlich schon am Tag seiner WWE-Unterschrift drei Jahre zuvor zugestanden hätte: Er hatte sich den World Heavyweight Title gesichert und war in den Kreis der Topstars vorgestoßen. Doch so Aufsehen erregend dieser Moment war, so wenig nachhaltig war er: Punks Titelregentschaft endete nach einer schnell vergessenen Fehde gegen John Bradshaw Layfield unspektakulär, Punk gelang es nicht, sich bei RAW im Main Event festzubeißen. Aber CM Punk ging nicht unter. Er kam zurück - und wie.
Etwas überraschend siegte Punk bei WrestleMania 25 ebenfalls im Money In The Bank Match und hatte damit wieder die Möglichkeit, wann immer er wollte, ein Match um den World Title für sich zu erzwingen. Diesmal schwebte diese permanente Drohung über SmackDown, wohin er kurz nach WrestleMania gedraftet wurde. Und nachdem Edge bei Backlash den World Title von John Cena gewann, war wieder er derjenige, über dem das Damokles-Schwert hing. Punk versuchte auch immer wieder, den Koffer in der passenden Situation gegen den Rated R Superstar einzulösen - zu Edges Glück hielt ihn jedoch Punks damaliger Fehdengegner Umaga immer wieder davon ab. Punk konzentrierte sich also zunächst darauf, die Probleme mit dem Samoan Bulldozer zu klären.
Bei Extreme Rules hakte Punk dieses Thema mit einem Sieg in einem Samoan Strap Match gegen Umaga ab - während am selben Abend Edge seinen Titel in einem Ladder Match gegen seinen Erzrivalen Jeff Hardy verteidigte. Der Publikumsliebling Hardy schaffte den Sieg in einer zermürbenden Schlacht - doch dann musste er entsetzt die Musik des Punkers vernehmen. Mitleidslos setzte er den Koffer gegen den frisch gekürten Champion ein. Der war völlig abgekämpft, konnte aber dennoch aus einem schnell angesetzten Go To Sleep auskicken. Ein zweiter GTS gegen das Extreme Enigma bescherte Punk jedoch seinen zweiten World-Title-Gewinn.
Anzeichen der Verdunklung
So umjubelt wie Punks erster Titelgewinn gegen den ungeliebten Edge war - so gespalten waren die Fans diesmal über Punks opportunistisches Verhalten. Unaufgeregt erklärte Punk dem Publikum beim nächsten SmackDown, dass der ganze Sinn des Money-In-The-Bank-Koffers darin liegt, die beste Gelegenheit dafür auszuwählen ihn einzulösen - und das hätte er getan. Hardy kam hinzu und erklärte, dass er sich nicht beschweren wolle aber trotzdem der Meinung wäre, dass Punk sich den Titel nicht redlich verdient hätte - und er ein Rückmatch wolle. Dasselbe forderte Edge, worauf SmackDown-GM Theodore Long Edge und Hardy in den Ring steckte, um die Sache auszutragen.
Das Match endete mit einem DQ-Sieg für Jeff, nachdem Punk Edge nach vorheriger Provokation attackierte. Hardy verpasste Edge darauf den Twist of Fate, steckte dann aber auch den GTS von Punk ein. Long entschloss sich trotz des Siegs für Hardy, auch Edge eine Chance zu geben und so gab es bei einem RAW-Special in der folgenden Woche ein Triple Threat Match. Hier war Hardy nach der Swanton Bomb gegen Edge kurz vor dem Wiedergewinn des Titels. Punk aber zog das Enigma aus dem Ring und pinnte Edge selbst.
Punk zeigte sich wieder ein Stück weit opportunistisch - und dieser Trend setzte sich fort: Bei SmackDown schlug Punk in einem Match gegen Rey Mysterio Kapital daraus, dass der von seinem Rivalen Chris Jericho attackiert wurde - was dem zum Ring eilenden Hardy gar nicht gefiel, der von Punk dann aber nur durch das Hochhalten seines Titels provoziert wurde. Die Anzeichen für eine Verdunklung von Punks Charakter mehrten sich auch in der kommenden Woche, als er gegen den mit ihm freundschaftlich verbundenen John Morrison ein Non Title Match bestritt - und der Shaman of Sexy überraschend einen fairen Sieg einfuhr. Wütend verpasste Punk Morrison darauf den Go To Sleep, nachdem er ihn mit einem Handschlag in die Falle lockte - was er kurz darauf selbst als Kurzschlussreaktion zu bereuen schien.
Der erste Tiefschlag
Hardy bekam dann beim Bash die Chance in einem Einzelmatch das von ihm empfundene Unrecht auszugleichen - doch was dort passierte, ließ seine Wut auf Punk nur weiter wachsen. Nachdem Punk eine Aktion ins Auge abbekommen hatte, trat er wild um sich - und traf den Ringrichter mit einem Kick. Der Unparteiische disqualifizierte Punk, der somit seinen Titel behielt. Hardy witterte eine beabsichtigte Farce, mit der Punk unehrenhaft seinen Gürtel sichern wollte - und ging wutentbrannt auf Punk los.
Der beharrte beim kommenden SmackDown darauf, dass er am Auge verletzt und sein Tritt gegen den Ringrichter ein Versehen gewesen wäre - und wünschte sich eine Entschuldigung Hardys für seine Attacke. Der aber zeigte sich weiterhin überzeugt, dass Punk simulieren würde - und zahlte ihm das auf seine Weise heim. Nachdem Long ihn und Punk in ein Tag Team Match gegen Chris Jericho und Edge steckte, überkam Hardy plötzlich auch eine ganz böse Augenverletzung - just als Punk ihn in höchster Not einwechseln wollte. Punk verlor infolge dieser Aktion das Match - zu Hardys Belustigung.
Hardy - der von Long nun auch ein weiteres Match um den Titel bei Night of Champions zugesprochen bekam - enthüllte beim nächsten SmackDown wenig überraschend, dass er natürlich nicht am Auge verletzt war, ebenso wenig wie es Punk seiner Meinung nach war. Punk zeigte Hardy als Antwort das Medikament, dass er von seinem Arzt gegen die Augenschmerzen verschrieben hätte - und holte dann zu einem Tiefschlag aus, indem er bemerkte, dass er anders als Hardy sonst keine chemischen Substanzen in seinen Körper lassen würde.
Punk mutiert zum Prediger
Punk hob die Probleme zwischen ihm und Hardy nun auf eine neue Ebene, indem er Hardys Drogengeschichten thematisierte - und dem seine Straight-Edge-Einstellung gegenüberstellte. Punk erklärte, dass er im Gegensatz zu Hardy keine Suspendierungen hinter sich hätte und auch keine Besuche in Entzugskliniken - und dass auch darum keine Chance bestehen würde, dass Hardy bei Night of Champions seinen Titel zurückgewinnen würde.
Hardy nahm den Ball auf und antwortete in der nächsten Woche, dass er a) nie in einer Entzugsklinik war, b) seit einem Jahr durch keinen Drogentest mehr gefallen wäre und c) jeder Mensch Fehler machen würde - und er sich nicht hinter seinen verstecken. Er sei nicht perfekt. Punk antwortete, dass er das vielleicht sein sollte, denn er würde ein miserables Beispiel für seine Millionen Fans abgeben. Punk prophezeite, dass er in einem Jahr immer noch Champion sein würde, während Hardys Fans mitansehen müssten, wie er bis dahin nur noch eine Zahl in einer Statistik wäre. Auf diesen doppeldeutigen Anwurf reagiert Hardy, indem er Punk niederschlug.
Wie sehr sich die Selbstgerechtigkeit bei Punk Bahn gebrochen hatte, war auch direkt im Anschluss zu merken, als er noch einmal in einem Non Title Match gegen Morrison antrat - und wieder fair verlor. Obwohl Morrison infolge des Vorfalls nach dem vergangenen Match mit härteren Bandagen kämpfte, reichte er Punk hinterher doch die Hand. Der Champion jedoch schlug sie hochnäsig aus und verließ wortlos den Ring.
In der nächsten Woche trieb Punk seine neu entdeckten Moralinsäuernis noch weiter und wandte sich diesmal ans Publikum, das er aufforderte, sich ihn als Vorbild zu nehmen und damit aufzuhören, sich den Körper mit Alkohol, Zigaretten und Tabletten zu vergiften - um im gleichen Atemzug zu erklären, dass die Fans ja doch unverbesserlich wären. Hardy konfrontierte Punk darauf mit der Frage, ob er denn völlig vergessen hätte, wie es wäre, ein Mensch mit Fehlern zu sein. Als Hardy andeutete, die Konfrontation mit Punk zu suchen, verließ Punk erneut den Ring - mit der Begründung, dass er nicht der Auslöser für die nächsten Pillen sein würde, die Hardy sich einschieben würde. Hardy müsse wie seine Fans lernen, einfach auch mal "nein" zu sagen.
Verhängnisvolle Selbstgewissheit
Noch beim Pay Per View nahm sich Punk Zeit für eine erneute große Ansprache zum Thema Hardy und Drogen. Er fragte die Fans, ob sie nach allem, was er über Hardy enthüllt hätte, immer noch hinter diesem stehen würden - was sie mit einem klaren „Ja“ beantworteten. Punk warnte darauf die Eltern der jungen Hardy-Fans, dass die Bewunderung für Hardy ihre Sprösslinge geradewegs in eine Drogenkarriere führen würde - und sie eingreifen sollten, bevor es zu spät wäre. Sie sollten ihre Kinder ermuntern, sich ein besseres Vorbild zu suchen: ihn, den Auserwählten einer neuen Generation.
Punk hatte sich eine Selbstgewissheit hereingesteigert, die sich als verhängnisvoll erweisen sollte. In dem Match verspürte er mit jeder Faser seines Körpers die Überzeugung, dass er sich Hardy wegen seines besseren Lebensstils überlegen fühlen würde - und dieser Hochmut wurde bestraft. Nachdem Punk einen Großteil des Matches dominiert hatte, überraschte Hardy den Champion am Ende mit einer Schlussoffensive, die er mit dem Twist of Fate und der Swanton Bomb erfolgreich abschloss. Hardy hatte den World Title wieder.
Punk war am kommenden Abend anzumerken, dass die Niederlage sein Weltbild erschüttert hatte - und er war in einem Backstage-Interview schon wesentlich kleinlauter. Er rang sich sogar ab, Hardy trotz ihrer Differenzen viel Glück für eine anstehende Titelverteidigung zu wünschen. Der neue Champion trat gegen Morrison an, der sich mit seinen Siegen über Punk ganz nach oben ins World-Title-Rennen befördert hatte - und seinen kometenhaften Aufstieg nun krönen wollte. In einem heiß umkämpften Match behielt Hardy aber die Oberhand. Nach dem Kampf kam Punk zum Ring und hob in einer scheinbar fairen Geste Hardys Hand - nur um dann brutal auf ihn einzuprügeln. Als Höhepunkt verpasste er Hardy eine - aus dem MMA-Bereich (und von Bryan Danielson) bekannte Serie von Ellbogenstößen in die Nackengegend. Punk stellte darauf klar, dass er sich den Titel zurückholen würde.
Brüderliche Versöhnung
Die Chance dazu bekam er kommende Woche bei SmackDown - und Hardys Chancen schienen nicht gut zu stehen, denn es gab in dem Match einen von Vince McMahon ernannten Guest Enforcer: Hardys verfeindeten Bruder Matt. Zu Punks Entsetzen half der ihm aber nicht, sondern zeigte sich als fairer Schiedsrichter, der letztlich den Pinfall von Jeff an Punk durchzählte. Seine Wut darüber ließ Punk in einer erneuten Attacke an Jeff aus, dessen Nacken er mit einem Stuhl umwickelte und ihn dann gegen den Ringpfosten schickte. Punk forderte vom schockierten Long ein erneutes Titelmatch. Der gewährte es ihm - es sollte aber Hardys Matchart sein: ein TLC Match beim SummerSlam. Punk sah das jedoch nicht als Strafe, sondern als Gelegenheit: als Gelegenheit seine Mission zu vollenden und Jeff Hardy zu vernichten - und damit auch seinen schlechten Einfluss auf die Gesellschaft.
Zuvor bekam Punk von Long die Gelegenheit eine Scharte auszuwetzen: Er durfte in der Woche darauf erneut gegen Morrison in den Ring steigen - und im dritten Anlauf gelang ihm der Sieg gegen seinen Zweitrivalen. Am selben Abend musste Hardy in einem Handicap Match gegen die Hart Dynasty ran - nach dem Punk den Champion erneut attackierte. Morrison und der auf Versöhnungskurs befindliche Matt kamen Jeff zu Hilfe - was zur Ansetzung eines Six Man Tag Team Matchs aller Beteiligten beim letzten SmackDown vor dem Slam führte.
Zuvor gab es auch noch ein letztes Rededuell zwischen Hardy, der im Ring eine Leiter aufstellte und von der aus erklärte, dass ihm die Ärzte nach den Attacken Punks zum Rücktritt geraten hätten - dass er aber nie der Typ gewesen wäre, der ärztlichen Anweisungen folgte. Er würde sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen, Punk in der Matchart zu besiegen, die er geprägt hätte und die er genießen würde wie kein anderer. Punk wiederum antwortete, dass Hardy völlig den Verstand verloren hätte - und dass er in seinem Rauschzustand wohl auch noch denken würde, er könnte fliegen. Punk wollte das auch gleich überprüfen und Hardy von der Leiter schubsen. Hardy aber landete auf den Füßen und verpasste Punk den Twist of Fate. Am selben Abend gewann sein Team das Six Man Tag Team Match, indem Bruder Matt Punk pinnte.
Punk erfüllt seine Mission
Beim Slam kam es dann der Vorgeschichte entsprechend zu einem heißen, brutalen und waghalsigem TLC Match. Hardy wollte dieses Match dann mit einem besonders gefährlichem Stunt krönen: Einer Swanton Bomb von einer extragroßen Leiter durch Punk und den Kommentatorentisch. Die Aktion gelang zwar, aber Hardy verletzte sich dabei selbst so sehr, dass Punk eher wieder auf den Beinen war als er - und den World Title vor ihm abhängen konnte. Er hatte den World Title zurück.
Obwohl Punk der Titelgewinn durch eine anschließende Attacke des Undertakers verdorben wurde, suhlte er sich beim nächsten SmackDown in Selbstgerechtigkeit über seinen großen Triumph - der ihm aber nicht genug war. Er erklärte, dass er sich nicht damit zufrieden geben würde, Hardy besiegt zu haben. Er sei zum Schluss gekommen, dass Hardys verheerender Einfluss auf die Gesellschaft nur dann eingedämmt werden könnte. Er forderte Hardy auf im obligatorischen Rückmatch - einem Steel Cage Match in der Woche darauf - seine WWE-Karriere zu riskieren. Er setzte als Anreiz auch seine aufs Spiel - und Hardy willigte ein.
In dem Match war Hardy schon fast außerhalb des Käfigs angelangt, als Punk ihn mit einem Superplex zurück in den Ring beförderte und anschließend selbst die Klettertour begann. Hardy stellte ihm sich noch entgegen, doch Punk wehrte Hardy ab - ironischerweise, indem er ihm mit dem Gesicht voran in den Käfig drückte und nun wirklich am Auge verletzte. Hardy musste die WWE also verlassen - und Punk hatte (vorerst?) die Fehde gewonnen, womit er sich in seiner Ansicht, Hardys Lebensstil überlegen zu sein, bestätigt fühlen konnte. Punk kostete das in der Woche darauf auch noch einmal aus, indem er sich als Hardy verkleidete und dessen Fans mit einer weiteren Moralpredigt verhöhnte.
- Hardy verließ die WWE nach der Fehde gegen Punk tatsächlich, da er die Zeit sah, sich eine Auszeit vom kraftraubenden Tourplan der Liga zu nehmen. Kurz darauf holte die Realität die Storyline ein, als Hardy wegen des Besitzes einer großen Menge verschreibungspflichtiger Schmerz- und Schlafmittel verhaftet wurde.